Gesellige Stunde des Abschieds

LANGSUR. Auch wenn es in den Jahren der aktiven Mitarbeit im Ortsgemeinderat zwischen den Beteiligten schon einmal "geknirscht" haben mag - bei der Verabschiedung ehemaliger Langsurer Ratsmitglieder hing die Decke in der Kulturhalle voller Geigen.

Zum Auftakt der "feierlichen Ratssitzung" galt das Interesse aber dem ehemaligen Leiter der Grundschule, Jörg Reidenbach, der mit den Sommerferien 2004 in den Ruhestand getreten war. "In den vier Jahrzehnten seiner Tätigkeit hat Reidenbach das Aufwachsen der jungen Langsurer Generation geprägt", sagte Ortsbürgermeister Karl Heinrich Orth. Der Pädagoge habe sich aber auch in der Ortsgemeinde engagiert und Akzente in der Volkshochschule und in der Erwachsenenbildung gesetzt. Nach dem Lehrerexamen hatte Jörg Reidenbach 1966 den Dienst an der Volksschule Langsur angetreten, wo damals noch rund 110 Schüler aller Klassenstufen unterrichtet wurden. Schon bald übernahm er das Rektorat, das er bis Sommer 2004 inne hatte.Höhere Last auch an kleinen Schulen

"Mit Freude denke ich an die gute Zusammenarbeit mit den Eltern und die gute Beziehung zu den Kindern zurück", betonte Reidenbach im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund . Als einschneidendste Änderung während seines Berufslebens nannte er die Umstrukturierung Anfang der 70er-Jahre, bei der die Volksschule in Grund- und Hauptschule aufgegliedert wurde. Noch etwas länger im Dienst bleiben möchte der 60-Jährige nicht. "Denn", so Reidenbach "auch an kleinen Schulen leidet man zunehmend unter der Bürde des Amts". Die nächsten, die es zu verabschieden galt, waren die ehemaligen Ortsgemeinderatsmitglieder Peter Steil (1967 bis 2004), Helmut Neises (1974 bis 2004), Heinrich Ries (1979 bis 1984 und 1989 bis 2004) und Horst Thull (1999 bis 2004). Karl Heinrich Orth dankte allen für das zum Teil jahrzehntelange ehrenamtliche Engagement. "Und das ist ein wichtiges Engagement", betonte Orth, "denn was von den Kommunalpolitikern entschieden wird, muss in den Augen der Bürger Gültigkeit haben". Dem Ortsbürgermeister und den Ratsmitgliedern komme in dieser Weise eine Vorbildfunktion zu, was allerdings nicht ausschließe, dass es auch unter ihnen gelegentlich "menschelte". Um so wichtiger sei, dass der Kommunalpolitiker alle fünf Jahre auf dem Prüfstand stehe. In einer launigen Laudatio ließ Orth das Wirken der ausgeschiedenen Ratsmitglieder Revue passieren, wobei er besonders lange beim ehemaligen Langsurer Briefträger Peter Steil - alias "Post Pit" - verweilte."Post-Pit" konnte austeilen und musste einstecken

Nicht verschwiegen wurden dessen angenehme als auch weniger angenehme Seiten. Im Klartext: "Er hat oft kräftig ausgeteilt, aber auch kräftig eingesteckt." Bei Ex-Ratsmitglied Heinrich Ries hob Orth dessen besonderes Engagement für das Langsurer Vereinsleben hervor. Weiter tätig - wenn auch nicht im Ortsgemeinderat - bleibe Helmut Neises als Ortsvorsteher von Grewenich. Neises habe, so Orth, für den kleinen Ortsteil "alles erreicht, was zu erreichen war". Den Jüngsten unter den "Ehemaligen", Horst Thull, verabschiedete Orth mit den Worten: "Wenn man ihn in der Gemeinde braucht, ist er einer der ersten, der da ist. Dies gilt nicht nur für sein Engagement bei der Feuerwehr." "Sie alle haben in ihrer Gemeinde Spuren hinterlassen. Was zählt, ist dass sich jemand einbringt und mit anpackt", sagte im Anschluss Bürgermeister Wolfgang Reiland von der Verbandsgemeinde Trier-Land, um dann mit einem Mark-Twain-Zitat zu schließen: "Wie wäre es, wenn alle Weltverbesserer erst einmal bei sich selbst anfangen würden."

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