Getrübter Spaß im Glas

SAARBURG. Ungetrübte Freude an getrübtem Gerstensaft hatten Hunderte von Liebhabern des Getränks auf dem Boemundhof. Als Auftakt zu den Brauhaustagen 2005 hatten zehn Bierbrauer aus der Region zum "Tag des deutschen Bieres" eingeladen.

Ein Ereignis im Jahr 1516 sollte die Welt verändern - zumindest für jene, die sich der Herstellung von Bier verschrieben hatten. Die Auswirkungen sind bis heute zu spüren. "Zum Glück", wie Hans-Günter Felten, Chef des Mannebacher Brauhauses, meint. Was aber geschah an jenem Tag im April? Genau am 23. des Monats wurde das deutsche Reinheitsgebot für die Herstellung von Bier aus der Taufe gehoben. Seither gilt: Wasser, Hopfen, Gerste und Hefe - mehr kommt nicht in den Braukessel. Damit ist das deutsche Reinheitsgebot das älteste Lebensmittelgesetz der Welt - "und ein Garant für ungetrübte Freude am Bier", meint Felten.Trübung ist ein Zeichen der Frische

Das scheint allerdings zunächst etwas verwunderlich, denn die insgesamt 30 verschiedenen Biersorten, die auf dem Boemundhof an zwei Tagen zu verkosten waren, wiesen allesamt eine mehr oder weniger starke Trübung auf. Der Grund: "Sämtliche Biere, die wir hier anbieten, sind ungefiltert", erläutert Markus Ziegelmayer von Kraft-Bräu in Trier. Das sei ein untrügliches Zeichen für Frische und Geschmack. Der Mann sollte es wissen, schließlich hat er fast täglich mit der Herstellung - mitunter auch der Verkostung - des im Idealfall reichlich schäumenden Getränks zu tun. Zu den "Brauhaustagen ungefiltert" hatten insgesamt zehn Hausbrauereien aus der Region zwischen Saarland, Eifel, Hunsrück, Trier und Luxemburg eingeladen. Seit dem vergangenen Jahr touren die heimischen Biererzeuger durchs Land, um sich und ihre Produkte vorzustellen. Dass als Termin für die Auftaktveranstaltung auf dem Boemundhof in Saarburg ausgerechnet der 23. April gewählt wurde, hatte seinen Grund: "Auf den Tag genau vor 489 Jahren wurde das Reinheitsgebot proklamiert", erinnerte Bierbrauer Felten. Der "Festtag" wurde gebührend gefeiert. Trotz eher mittelmäßigen Wetters und zumindest äußerlich trockener Bedingungen hatten sich die Freunde des Gerstensaftes und jene, die es werden wollen, auf den Weg zum Boemundhof gemacht. Da wurde geschlürft, geschluckt und gefachsimpelt - Fachleute waren schließlich genug am Platz. Und die standen zu ihren Erzeugnissen: "Im Gegensatz zu großen Brauereien, die ihr Produkt aus Gründen der Haltbarkeit filtern müssen, gibt es bei uns ausschließlich naturtrübes Bier - ein Indiz für Frische", betonte Kraft-Brauer Ziegelmayer. Für Partylaune sorgten nicht nur die Brauleute mit dem, was gleich literweise aus den Zapfhähnen floss. Ein stimmungsgeladenes Rahmenprogramm mit Walter vom Schalter, Kim und Angela, dem Elvis-Interpreten Adrian und "Sound of Silence" rundete die - gemessen am Besucheransturm - gelungene Veranstaltung ab. Die "Brauhaustage ungefiltert" gehen weiter im Juni in Losheim. Einen Monat später wollen die zehn Brauer im Yachthafen von Merzig ihre Stände aufbauen. "Wenn es klappt, sind wir auch bei der ADAC-Rallye in Trier im August zu finden", verspricht Felten.

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