Gewahrsam contra Gaunertricks

SCHWEICH. Erkennungsdienst, Wache und Zellen: Eine Besuchergruppe mit vielen ehemaligen Kommunalpolitikern besichtigte die Polizeiinspektion (PI) Schweich. Neben Informationen über die Dienststelle gab es Tipps, wie sich Senioren vor Straftaten schützen können.

"Heizung, Matratze, Toilette: alles da." Die Bemerkung eines Teilnehmers der Gruppe über eine der vier Zellen in der PI Schweich konnte analog zu ihrer minimalen Ausstattung nicht umfangreicher ausfallen. In den gekachelten wenigen Kubikmetern Raum werden Personen - falls nötig - nach Feststellung ihrer Haftfähigkeit für maximal 48 Stunden in Gewahrsam genommen. Dass dieser Vorgang auch für die Beamten eine erhebliche Belastung sein kann, machte Dienststellenleiter Roman Kierok deutlich und erinnerte an randalierende und betrunkene Inhaftierte.Ab Juni etwas mehr Personal

Die Besichtigung der Zellen war eine der Stationen in der Dienststelle. Ein Blick in die modernisierte Wache und in die Arbeitsräume stand ebenso auf dem Programm wie Informationen über den Erkennungsdienst und eine Verkehrsunfall-Steckkarte. Zustande gekommen war die Veranstaltung auf Initiative des Seniorenbeauftragten der VG Schweich, Alfons Köhnen, eines früheren Erkennungsdienstlers. Dabei erhielt die Besuchergruppe etliche überraschende Auskünfte. Wie den Hinweis, dass die Polizei unter bestimmten gesetzlichen Voraussetzungen auch den Standort eines Handyanrufs feststellen kann. Mit einer Aufklärungsquote der Straftaten von 59,8 Prozent liegt die Polizei_inspektion Schweich, eine der am besten ausgestatteten Polizei-Inspektionen in Rheinland-Pfalz, über dem Landesdurchschnitt, wie die Polizeibeamten stolz berichteten. Im Einzugsgebiet der PI Schweich leben bis zu 63 000 Einwohner, denen 60 Mitarbeiter der PI zur Betreuung gegenüber stehen. Ab Juni ist mit einer leichten Aufstockung des Polizeipersonals zu rechnen, meinte Kierok. Das bedeute eine verbesserte Präsenz beispielsweise in Ehrang, wo sich mittlerweile ein sozialer Brennpunkt entwickelt habe. 2306 Straftaten ohne Verkehrsstraftaten gab es im Gebiet der PI Schweich im Jahr 2003, berichtete Polizeihauptkommissar Harald Licht. Doch der Anteil der Geschädigten, die über 60 Jahre alt sind, ist relativ gering. Kierok: "Es ist nicht so, dass Ältere vermehrt Opfer von Straftaten werden." Dennoch informierte er über Tricks und Kniffe, mit denen - nicht nur alte - Menschen raffiniert betrogen und bestohlen werden. An der Haustür sei Vorsicht geboten vor Leuten, die sich als Amtspersonen oder Handwerker ausgeben. Vorgetäuschte Notfälle und die Bitte, für die Nachbarn eine Nachricht schreiben zu dürfen, gehören ebenso zum Gauner-Repertoire, um sich Einlass in die Wohnung zu verschaffen. Generell sollten keine größeren Geldbeiträge mitgenommen oder zu Hause gelagert werden. Wurde die Geldbörse samt Scheckkarte gestohlen, hilft ein Anruf unter der 110 auch beim Kartensperren: "Wir geben die Nummer für die Kartensperrung jederzeit weiter", versprach Licht. Pfefferspray oder ein kleiner akustischer Alarmgeber sollen Übergriffe abwehren helfen. Obwohl die Unfallhäufigkeit im Straßenverkehr bei über 65-Jährigen gering ist, riet Kierok, im Bedarfsfall den Hausarzt zu konsultieren, um Reaktionsfähigkeit, Seh- und Hörvermögen checken zu lassen. Denn 95 Prozent der Falschfahrer auf Autobahnen seien Senioren. Morgen lesen Sie in unrerer Serie "Trier-Saarburg - ganz nah" einen Artikel über das Dorfmuseum in Ensch.

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