"Gewalttätig und feige"

OCKFEN. Der Gemeinderat hat Ortsbürgermeister Hubert Krewer zum Rücktritt aufgefordert. Der 55-jährige Amtsinhaber lehnte diesen Schritt jedoch ab. Er hat sogar angekündigt, bei der Kommunalwahl im kommenden Jahr erneut als Ortsbürgermeister zu kandidieren.

Vor der Kulisse von rund zwanzig Zuhörern im engen Sitzungssaal des Bürgerhauses sah sich Krewer (SPD) mit dem von der Wählergruppe (WG) Benzmüller gestellten Antrag auf Rücktritt konfrontiert. Für den Antrag stimmten CDU und WG, dagegen die SPD-Fraktion. Der Stimmen enthalten hat sich Isabelle Merten (CDU). Hintergrund des Antrags ist Krewers tätlicher Angriff auf WG-Ratsmitglied und Feuerwehrchef Bernd Kirf am Ende des Feuerwehrfestes im Juni. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in der Strafsache haben ergeben, dass Krewer den Feuerwehrchef zu Boden geworfen und gewürgt hat. Durch den Angriff hat Kirf Kopfverletzungen, Würgemale und Prellungen erlitten. Die Staatsanwaltschaft hat gegen Krewer die Zahlung einer Geldbuße in Höhe von 1800 Euro verhängt (der TV berichtete). Das "gewalttätige Verhalten" von Krewer lasse keine andere Wahl, als ihn zum Rücktritt aufzufordern, begründete Josef Neisius (WG) den Antrag. Krewers "Untat" allein sei schon schlimm genug. Dass er aber "drei Mal die versöhnende Hand ausgeschlagen hat, die ihm vom Opfer angeboten wurde, übersteigt unsere Vorstellung von menschlichem Verhalten". Nachdem sich Krewers Anschuldigungen, Kirf hätte seine Tochter beleidigt, als "unwahr" herausgestellt hätten, "muss man sich fragen, wie feige ein erwachsener Mann sein muss, um sich hinter einem hilflosen Kind und Weiberröcken zu verstecken". Erschreckend sei, dass kurz nach der Tat Personen versucht hätten, mit "Lügenmärchen" das Opfer als Täter hinzustellen, sagte Neisius. Dazu gehöre schon eine gewisse "kriminelle Niedertracht". Nach seinem Verhalten könne Krewer die Gemeinde nicht mehr repräsentieren. Jeglicher Respekt vor dem Amt sei in Ockfen abhanden gekommen. Wem etwas an der Dorfgemeinschaft liege, sei aufgefordert, zusammenzuarbeiten und "tückische Intrigantengespräche zu ignorieren". Die SPD schweigt

Auch die CDU-Fraktion forderte den Rücktritt Krewers, denn der Ortsbürgermeister habe durch sein Verhalten und seine Unwahrheiten im Rat das Vertrauen der Gemeinderatsmitglieder verspielt. "Schaden angerichtet haben nicht die Ratsmitglieder, nicht die Ortsbeigeordneten, geschweige denn die Medien, sondern nur unser Ortsbürgermeister", sagte Josef Schmitt (CDU). Zu Wort meldete sich auch Gerd Benzmüller (WG). Obwohl ihn Krewer mit einer Konventionalstrafe in Höhe von 5000 Euro bedrohe, bleibe er bei seiner Behauptung, Krewer habe den Rat belogen und Beschlüsse nicht ausgeführt. Die SPD schwieg. Krewer selber sagte lediglich, er sei nicht schuldig und werde "gegen jede Aussage gerichtlich vorgehen". Als das Thema schon abgehandelt war, stellte er unvermittelter Dinge eine Frage an Bürgermeister Günther Schartz: Ob es zutreffe, dass in den sechziger Jahren ein anderer Ortsbürgermeister gegen ein Ratsmitglied handgreiflich geworden sei?

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort