Grünes Licht fürs Fachmarktzentrum "Wir müssen das nicht unbedingt haben"

Land und Kreis haben grünes Licht gegeben für eines der größten Stadtentwicklungs-Projekte Saarburgs. Nach abgeschlossenem Zielabweichungsverfahren beim Innenministerium in Mainz und Raumordnungsverfahren bei der Kreisverwaltung Trier-Saarburg steht der Planung des Fachmarktzentrums "Friedensaue" nichts mehr im Weg. Allerdings beschränkt auf die Bereiche SB-Warenhaus, Baumarkt und Elektrofachmarkt. Der TV hat sich in der Stadt umgehört nach Reaktionen auf die Entscheidung zum Einkaufszentrum.

Saarburg. Über Monate herrschte Stillstand beim Thema "Einkaufszentrum Friedensaue". Jetzt ist Bewegung ins Spiel gekommen - ein großer Schritt nach vorne in greifbare Nähe gerückt.

Im Herbst 2007 hatte die Kreisverwaltung Trier-Saarburg das Raumordnungsverfahren für das rund 45 000 Quadratmeter große Gelände eingeleitet, auf dem ein Projektentwickler aus Ayl ein Einkaufszentrum mit Baumarkt, SB-Warenhaus, Elektromarkt und fünf Fachgeschäften ansiedeln wollte. Bei der Prüfung dieser Planung war festgestellt worden, dass sie dem Landesentwicklungsplan III widerspricht, da sich die Einkaufsfläche in der Randlage der Stadt konzentriert (der TV berichtete).

So wurde das begonnene Raumordnungsverfahren Anfang des Jahres auf Eis gelegt und zunächst ein Zielabweichungsverfahren beim rheinland-pfälzischen Innenministerium eingeleitet. Nach positivem Bescheid aus Mainz führten die Mitarbeiter bei der Kreisverwaltung Trier-Saarburg das Raumordnungsverfahren fort. Das Ergebnis der sogenannten raumordnerischen Gesamtwürdigung liegt nun vor.

Im Behördendeutsch heißt das: "Nach städtebaulichen und raumordnerischen Gesichtspunkten ist der geplante Projektstandort unter den zu beachtenden Umständen die bestmögliche beziehungsweise einzige Alternative für die Ansiedlung eines zeitgemäßen Versorgungsangebots in der Stadt Saarburg." Die "in erheblichem Umfang festzustellenden Kaufkraftabflüsse in umliegende Fachmarktstandorte" sollen durch die Ansiedlung auf dem Gelände des Sportzentrums - ein neues wird im Kammerforst geplant - an der B 407 gestoppt werden.

Allerdings schränken die Ergebnisse des Zielabweichungs- und des Raumordnungsverfahrens die Planung ein. So wird es statt der geprüften eine "abgespeckte" Version geben.

Keine Schuhe, keine Textilien



Auf kleinerer Fläche, ohne den Bereich der Tennishalle, sind demnach zugelassen: ein SB-Warenhaus mit bis zu 5500 Quadratmetern, ein Baumarkt mit bis zu 6550 Quadratmetern sowie ein Computer/Elektro-Fachmarkt mit bis zu 800 Quadratmetern Gesamtverkaufsfläche. Um eine Überschneidung und somit einen zu starken Wettbewerb mit innerstädtischen Angeboten zu vermeiden, dürfen beim Baumarkt die "Randsortimente" nicht mehr als zehn Prozent der Gesamtverkaufsfläche einnehmen.

Aus gleichem Grund dürfen sich auch keine weiteren Textil- und Schuhfachmärkte ansiedeln, informiert Stadtbürgermeister Jürgen Dixius. Der Ayler Projektentwickler Jürgen Kramp ist trotz "abgespeckter" Version nach wie mit im Boot, wie er auf TV-Nachfrage erklärt. "Wir sind weiterhin dabei", versichert er. "So lange die Wirtschaftlichkeit gegeben ist, ist das für uns attraktiv." Derzeit bereite er gemeinsam mit zwei Architekturbüros und einem Stadtplaner die Vorlage für den Bebauungsplan vor. Nach Vorstellung von Jürgen Dixius sollen auch sämtliche Gutachten bis September fertig gestellt sein, so dass anschließend die vorgezogene Öffentlichkeits-Beteiligung im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens eingeläutet werden kann.

Dem Vorstand des Saarburger Gewerbe-Verbands hat der Stadtbürgermeister die Ergebnisse der beiden behördlichen Prüfverfahren vor wenigen Tagen präsentiert - der "segnete" die "kleine Lösung" nach Auskunft Dixius' und weiterer Beteiligter ohne Bedenken und weitere Einschränkungen einhellig ab. Saarburg. (sw) Matthias Hild, Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtrat, erklärt: "Aus sozialen Gründen hätten wir das Zentrum gerne größer und mit einem Billigkleider- und Schuh angebot für kleine Geldbeutel gehabt. Das hätte der Innenstadt nicht weh getan und einen Kaufkraft-Abfluss verhindern geholfen." In Widerspruch zu gehen für eine Erweiterung der Zielabweichung, hätte die Stadt ein weiteres halbes Jahr gekostet. Deshalb habe man davon abgesehen.

SPD-Fraktionsvorsitzende Edith van Eijck meint: "Wir waren schwer enttäuscht, weil wir Textilien, Schuhe und einen Drogerie-Markt für sehr wichtig halten und jede Branche, die besser vertreten ist, der Stadt Zulauf bringt. Die Discounter finden in der Innenstadt keine geeigneten Flächen."

FWG-Vorsitzender Reiner Glosse "bläst ins gleiche Horn": "Eine Abrundung des Angebotes nach unten hin hätten wir gut gefunden. Das hätte die Innenstadt nicht berührt. Aber dagegen anzugehen, kostet zu viel Zeit, die wir nicht haben."

Bei den Einzelhändlern der Innenstadt herrscht nach teilweise großer Aufregung im vergangenen Jahr nach Bekanntwerden der neuen Lösung überwiegend Zufriedenheit: "Der Baumarkt war immer unstrittig", sagt Marie-Luise Muno von "Muno Moden". "Wovor wir Angst hatten, war eine Shop-in-Shop-Lösung. Mit der kleinen Lösung können wir leben."

Petra Seiler-Kautenburger von "Seiler Moden" findet: "Wenn alles so kommt, wie es gesagt wurde, ist das auf jeden Fall eine Bereicherung für Saarburg - jetzt, wo die innenstadtrelevanten Produkte ausgenommen sind." Thomas Schwarz, Inhaber von Roman Wagner Hörgeräte, sagt: "Gegen diese Lösung hatte noch nie jemand etwas. Trotzdem: Wir müssen das nicht unbedingt haben."

Meinung

Das Plus betonen

Während die Stadtratsvertreter - sicher nicht allein aus sozialen Gründen, wie sie vorgeben, sondern auch wegen der höheren Einnahmen - lieber den großen Wurf gesehen hätten, hat sich durch die "abgespeckte Lösung" der Widerstand bei einigen ehemals sehr aufgeregten Einzelhändlern gelegt. Das war zu erwarten. Abzusehen ist auch, dass ein, zwei Jahre weiter wahrscheinlich kaum ein Einzelhändler sich noch an dem Einkaufszentrum stoßen wird. Es wird die Geschäftsleute indes nicht der Herausforderung entheben, künftig stärker mitzuarbeiten, die Innenstadt attraktiver zu machen und ihr Plus zu vermarkten. Darauf wird sich auch der Gewerbe-Verband konzentrieren müssen. s.rendenbach@volksfreund.de

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