Großdemonstration am 29. März

SCHWEICH. (ka) Frust, Spannung und Empörung: Die Stimmung auf der Jahreshauptversammlung des Kreisbauern- und Winzerverbandes Trier-Saarburg hätte schlechter kaum sein können. Bauern und Winzer sehen sich in einer existenzbedrohenden Situation.

Kein Wunder, dass die Versammelten einstimmig für eine Großdemonstration am 29. März in Trier votierten. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Helmut Schröer und Landrat Richard Groß wollen Bauern und Winzer die Solidarität der Öffentlichkeit und der Menschen in der Region Trier einfordern."Es geht um das Überleben unserer Familienbetriebe und um die Zukunft der jungen Betriebsleiter-Generation": So lautet die Devise, die Kreisvorsitzender Günter Herres aus Klüsserath den Versammlungsteilnehmern mit auf den Weg gab.Zuvor hatte der Kreisvorsitzende Bilanz gezogen: "Die Situation ist nicht mehr zu ertragen. Da werden Nahrungsmittel und Wein bei Discountern zu Schleuderpreisen angeboten, die unter den Herstellungskosten liegen. Die heimischen Winzer und Bauern gehen reihenweise kaputt." Allein in Rheinland-Pfalz treffe es täglich vier Betriebe.Zusätzlich werde der Bürger die Folgen einer verrotteten und verödeten Landschaft zu tragen haben. Das aktuelle Erscheinungsbild der Rebflächen des Kreises gebe bereits einen Vorgeschmack."In einer derart prekären Situation fällt dem Land Rheinland-Pfalz nichts Besseres ein, als die Bauern und Winzer im Kreis Trier-Saarburg der Staatlichen Beratungsstelle mit angegliederter Berufsschule und ihres Kulturamtes zu berauben", kritisierte Herres. Damit zerschlage man ein in Trier vorhandenes grünes Dienstleistungszentrum, um in Bernkastel ein neues zu errichten, das den Steuerzahler Millionen kosten werde."Eine Zumutung für die Schüler"

Der vorgesehene Standort sei verkehrsmäßig völlig abgelegen und deshalb für Betriebsleiter, vor allem für die jugendlichen Schüler, eine Zumutung. Günter Herres: "Die unhaltbare Entwicklung auf den Agrarmärkten einerseits und die bei der Staatlichen Beratung und Kulturverwaltung andererseits kann vom Berufsverband und von der Region Trier als Ganzes nicht hingenommen werden."Nicht weniger kritisch als Herres sahen Hans Boes, Vizepräsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Ökonomierat Günther Schartz, Ehrenvorsitzender und Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, sowie der Zweite Kreisbeigeordnete Helmut Reis die künftige Entwicklung des bäuerlichen Berufsstandes und der Kulturlandschaft.Dass Minister Bauckhage zudem am gleichen Tag einer von Landrat Richard Groß und dem Ersten Kreisbeigeordneten Dieter Schmitt angeführten Delegation aus dem Landkreis mitgeteilt hatte, es bleibe bei den definierten Standorten, empfand man allgemein als offene Provokation für das Mosel-Oberzentrum Trier und für den Landkreis als ausgegrenzte und diskriminierte Region. Im Ringen um ihren Stellenwert und um gleichzeitig ökonomische Verschwendung und ökonomischen Unsinn zu verhindern, müsse die ganze Region zusammenrücken.Derweil machte Carlo Raus, Präsident des Luxemburgischen Bauernverbandes, deutlich, dass dem Berufsstand auch auf einer ganz anderen Ebene Gefahren drohen. In seinem Referat "Zwischen Hoffen und Bangen - Landwirtschaft und Weinbau im benachteiligten Gebiet" ging Carlo Raus mit den Reformvorstellungen von EU-Agrarkommissar Franz Fischler hart ins Gericht. Sie würden die Familienbetriebe zerstören und den Verbraucher in die Irre führen, warnte Raus.Die Interessenlage der luxemburgischen und deutschen Bauern bei der EU-Agrarreform sei weitgehend deckungsgleich. Spontan sagte der luxemburgische Bauernpräsident seine Teilnahme an der in Trier geplanten Großdemonstration zu.

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