Großeinsatz vor dem Passionsspiel

KLÜSSERATH. Früher gab es sie in vielen Dörfern, heute sind sie selten geworden: die Paramentenvereine. In Klüsserath gibt es noch einen dieser Vereine, der 113 zahlende Mitglieder hat - ausschließlich Frauen.

Die wichtigste Frage gleich zu Beginn: Was ist denn ein Paramentenverein? Die fünf Damen, die an diesem Dienstag im Klüsserather Jugendheim bei der Arbeit sitzen, müssen schmunzeln. "Jeder fragt, was das ist", antwortet eine in Dialekt und deutet dann wie ihre Mitstreiterinnen auf mehrere Messgewänder, Stolen und Altartücher, die auf großen Tischen ihrer Behandlung harren. "Na, das hier", sagen sie.Name kommt vom lateinischen "parare"

Recht haben sie, wie ein späterer Blick in ein Nachschlagwerk bestätigt. "Das Parament ist ein Gegenstand aus Stoff für gottesdienstliche Zwecke und leitet sich von dem lateinischen ,parare‘ für ,bereiten‘ ab", heißt es darin. Und eben diese Paramente müssen von Zeit zu Zeit ausgebessert und erneuert werden - genau dieser Aufgabe hat sich die Nähgruppe des Paramentenvereins verschrieben. Seit 60 Jahren gibt es den Verein - mit Unterbrechungen - schon in Klüsserath. Für die Frauen aus der Nähgruppe bedeutet das, jeden Dienstag von 14 Uhr bis 18 Uhr zu säubern, säumen, schneidern. "Manchmal auch länger, dann kann es auch schon mal 19 Uhr werden." Eine Pause sei auch drin, sagen die Frauen, was ihnen jedoch nicht ganz abzunehmen ist. Sie haben schon sichtlich Mühe, wegen des TV -Gesprächs ihre Arbeit zu unterbrechen - das Nähen geht vor. So beraten sich die einen eifrig, welche Spitze oder Borte einen Stoff zieren soll. Während andere mit der Hand den Saum einer Albe auftrennen: Ein älteres Untergewand muss verlängert werden. Häufig stehen Ausbesserungsarbeiten auf dem Plan. Wenn zum Beispiel ein aufwändig verarbeitetes altes Messgewand aufgearbeitet werden muss. Der Paramentenverein näht aber auch neue Gewänder und entlastet damit das Pfarrgemeinde-Budget. Zum Beispiel Messgewänder, deren Spezialstoffe in einem Fachgeschäft in Trier gekauft werden. Oder Muttergottesfahnen, deren filigrane Applikationsarbeiten nichts für Nervenschwache sind. "Wenn der Pastor was bringt, das genäht werden muss, dann geht das vor", meint eine Frau. Denn die Nähgruppe hat sich noch weiteren Aufgaben verschrieben. 20 mattglänzende Kommuniongewänder für Jungen und Mädchen hat sie angefertigt. "Das sind keine Kutten", stellt die Gruppe klar. Nach der Kommunion lassen die Frauen die Säume heraus, um im nächsten Jahr die Kleider wieder höhen- und passgenau anzufertigen. Gelegentlich arbeitete die Gruppe auch für Basare und organisierte Ausstellungen. Die nächste Ausstellung ist für den letzten Juli-Sonntag in Köwerich geplant. Dort wird der Paramentenverein zur 1300-Jahrfeier des Ortes seine Gewänder ausstellen. Eine Fülle von dekorativen Sternsinger-Ausstattungen sowie Kleider für Weihnachts- und Krippenspiele verbirgt außerdem sich in den vielen Kleiderschränken, die im Arbeitsraum stehen. Einen Großeinsatz gab es für die Nähgruppe bei der Einkleidung von rund 100 Darstellern des Klüsserather Passionsspiels. Da musste schon mal improvisiert werden, und Damast-Betttücher wurden eingefärbt. Doch auch das war für die Damen vom Paramentenverein im Alter von 64 bis 83 Jahren kein Problem. Lobesreden auf ihre ehrenamtliche Tätigkeit möchten sie nicht hören. Ein bisschen Stolz schwingt aber doch mit, als sie von der letzten Heilig-Rock-Wallfahrt erzählen. "Da hat uns ein Besucher aus Würzburg geschrieben und gemeint: "Ihre Fahne war die schönste." Morgen: Der Stadt Schweich fehlt eine einladende Fußgängerzone.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort