Gülle in Hülle und Fülle

AACH-HOHENSONNE. Wenn zur Frühlingszeit die weiten Rapsfelder rund um den Aacher Ortsteil Hohensonne in voller Blüte stehen, ist alle Welt entzückt ob der gelben Pracht. Wenn dagegen im Hochsommer Eindüngen angesagt ist und die Felder "zum Himmel stinken", ist die Empörung groß. Ganz Hohensonne hält sich die Nase zu, Türen und Fenster bleiben fest verschlossen.

"Da ist er wieder, der Stinkbomber", sagt Dieter Metzdorf in der Kapellenstraße, als der 18-Tonnen schwere Gülle-Tanker zum wiederholten Mal an diesem Tag eins der unmittelbar am Dorfrand gelegenen Rapsfelder ansteuert. Schweinegülle in Hülle und Fülle hätten die Transportfahrzeuge in den letzten Tagen rund um das von Rapsfeldern buchstäblich umzingelte Hohensonne abgeladen. "Und das inmitten einer Hitzeperiode", ereifert sich Dieter Metzdorf, der mit seiner Kritik nicht allein steht. Man habe ja Verständnis dafür, dass die Düngung erforderlich ist, "aber muss das unbedingt bei hochsommerlicher Hitze von um die 30 Grad geschehen?", fragt er. Bei der letzten Stinkattacke habe er wegen unzumutbarer Geruchsbelästigung seine große Sommerparty verschieben müssen. Auch wenn der Raps nur alle vier Jahre angebaut werde, sei der Zustand unerträglich. Der geballte Unmut der Gülle-Geschädigten gilt Landwirt Oswald Stephany aus Wintersdorf. Dessen "idealer Lebenszweck ist Borstenvieh und Schweinespeck". "Um die Genehmigung für meine Schweinezucht zu erhalten, musste ich zur gleichmäßigen Verteilung der anfallenden Gülle ausreichende Flächen nachweisen", berichtet Stephany. Er verstehe die Empörung der Betroffenen sehr gut. Der Güllegestank sei in der Tat unangenehm. "Wenn ich jedoch bei Regenwetter dünge, ist die Straße nach drei Fahrten derart verdreckt, dass die Polizei kommt", gibt er zu bedenken. Zur Düngung bedürfe es nun einmal bestimmter Termine und im Winter gebe es obendrein Sperrzeiten. Ohnehin wäre dann die Wirkung nicht optimal.Landwirt spricht von "schwierigem Spagat"

Stephany verweist auf vielerlei organisatorische und wirtschaftliche Erfordernisse, die beim Düngen zu berücksichtigen seien. Man müsse weit ausholen, um "das alles' zu erklären. Ich will mit den Güllefahrten niemanden ärgern und versuche das so schonend wie möglich zu machen", versichert der Landwirt. Bei all dem, was dabei zu beachten sei, gelinge das nicht immer. Oft gelte es, einen schwierigen Spagat zu vollbringen. Was Oswald Stephany sagt, klingt ehrlich. Den "geplagten Zeitgenossen" nimmt man ihm ab. Offenbar auch Dieter Metzdorf, verlief doch das Gespräch der beiden in friedlicher Atmosphäre. Nach dem Motto "einer verstehe den anderen" schien man sich näher gekommen zu sein. Ob es allerdings mit Metzdorfs diesjähriger Sommerparty klappen wird, steht noch in den Sternen. Vielleicht sollte er auch Stephany einzuladen. Morgen in unserer Serie "Trier-Saarburg - ganz nah": Gertrud Kiesmann, die neue Ortsbürgermeisterin von Hockweiler.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort