"Guten Morgen, Kontrolle"

KONZ. (dse) Wenn es die Personalsituation bei der Polizei Saarburg zulässt, machen sich einige der Männer in grün-weiß auf den Weg zur Verkehrskontrolle. So auch kürzlich nahe des Schulzentrums in Saarburg-Beurig. Die Ausreden für fehlende Kindersitze und Papiere waren vielfältig wie immer.

"Ich sage Ihnen gleich, ich habe nichts dabei", sagt eine Frau erschreckt, als die Beamten sie anhalten und bitten, Papiere und Fahrzeugschein zu zeigen. Trotzdem macht sie sich voll Eifer daran, in ihrem Handschuhfach zu kramen und siehe da, alles kommt, wenn auch leicht verknittert, zum Vorschein. "Vielen Dank, alles in Ordnung", sagt Polizeihauptkommissar Werner Spanier beruhigend, und die Frau kann weiterfahren. "Ich fahre sonst immer mit dem Zug", beteuert dagegen ein Berufsschüler, der keine Papiere dabei hat. "Aber heute habe ich verschlafen und das Auto genommen." Er muss im Laufe des Tages zur Polizei kommen und seine Unterlagen vorlegen. Ein Mitschüler hat zwar alles dabei, aber seine ganze Rückbank liegt voller Krempel. "Schlafsäcke, leere Bierflaschen, Benzinkanister, Zigarettenschachteln", zählt Polizist Gerd Wagner kopfschüttelnd auf. "Und als Antwort kommt dann, das sei alles vom Wochenende übrig, obwohl bereits Donnerstag ist." Die nächste Kontrolle gilt einem kleinen blauen Auto. Der achtjährige Sohn der Fahrerin sitzt auf dem Beifahrersitz und ist nicht angeschnallt. Beides ist nicht erlaubt, aber seine Mutter hat es eilig. "Ich muss um acht Uhr auf der Arbeit sein", lautet ihre Ausrede. "Soll ich Ihnen eine Entschuldigung schreiben", entgegnet der Beamte lächelnd. 40 Euro Verwarnungsgeld muss sie bezahlen, hat aber kein Geld dabei. "Kann ich mit der Karte zahlen?", fragt sie schüchtern, doch so gut ist der Polizeibus noch nicht ausgerüstet. Das Protokoll wird per Post geschickt. Eine Mutter mit zwei Töchtern auf dem Rücksitz nutzt die Gelegenheit zu einer kleinen Erziehungsmaßnahme vor Ort. "Seht ihr, deshalb ist es so wichtig, dass ihr immer richtig angeschnallt seid!" "Super", lobt auch Polizist Erich Behr und die Kleinen strahlen. Ab viertel nach acht biegen nur noch ein paar Nachzügler um die Ecke. "Das sind die allein erziehenden Väter", weiß Gerd Wagner. "Die habe zu Hause noch schnell eine Waschmaschine angemacht und das Mittagessen organisiert." Und tatsächlich, in allen Autos sitzen Männer am Steuer, die ihre Sprösslinge in der Schule oder im Kindergarten abgeben. Übrigens: Alle Lehrer, die an diesem Tag kontrolliert wurden, hatten ihre Papiere nicht oder nur in Kopie dabei. Die Ausrede, "damit sie uns nicht geklaut werden", gilt für sie natürlich ebenso wenig wie für alle anderen. Trotzdem will die Polizei nicht "päpstlicher sein als der Papst" und lässt sie erst einmal zum Unterricht fahren.

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