Halligalli auf dem Dorf
Zwei Monate lang haben wir den Verbandsgemeinden auf den Zahn gefühlt, um ihre Familienfreundlichkeit zu ergründen. Die Kriterien waren bei allen gleich, die Ergebnisse bleiben subjektiv. Schwierig ist vor allem die Bewertung jener Gemeinden, in denen das Engagement für Familienangelegenheiten groß ist, wo aber wichtige Infrastruktur fehlt. Eine Erkenntnis ist flächendeckend festzuhalten: Die Verwaltungen haben die Familie als Zielgruppe längst entdeckt, und es wird auch in Zeiten knappen Geldes viel getan. Jugendtreffs und Bürgerhäuser, Schulen und Kindertagesstätten, Vereinsarbeit und Lebensberatung: Das Netz kann sich sehen lassen. Auch bei der Ausweisung von Baugebieten und der Betreuung durch die Verwaltung gestalten die Gemeinden aktiv mit, statt zu warten, bis ihnen die gebratenen Tauben in den Mund fliegen. Die Konkurrenz schläft nicht, und das ist gut so. Familienfreundliche Ideen - von der Ansiedlungsprämie in Trier-Land über die Mitfahrerbörse im Keller Amtsblatt bis zum Senioren-Einkaufsservice in Kastel - müssen nicht immer viel Geld kosten, und aus der Fantasie der Kommunen ist noch nicht das letzte Potenzial herausgekitzelt. Die gravierendsten Mängel gibt es da, wo die Gemeinden am wenigsten tun können: bei den Einkaufsmöglichkeiten und dem ÖPNV. Familien werden oft zwei Autos brauchen - eine Entwicklung, die sich kaum aufhalten lässt. Was ansonsten los ist, hängt von den Menschen selber ab. Wer erwartet, dass die "öffentliche Hand" für Halligalli auf dem Dorf sorgt, Tante-Emma-Läden betreibt, Bürger herumkutschiert und alle betreut, wird sich mit Luckys großzügiger Tatzenvergabe schwerlich anfreunden können. d.lintz@volksfreund.de