Handzahme Jäger

SCHÖNDORF. (dis) Ein ausgefallenes Hobby haben Anne und Dieter Stief: Auf ihrem Grundstück züchten und pflegen sie keine Katzen oder Hunde, sondern Greifvögel.

Für die beiden Vogelliebhaber Anne und Dieter Stief sind ihre drei Greifvögel ganz normale Familienmitglieder. Am Haus vorbei führt ein Weg auf die angrenzende Rasenfläche. Der Besucher kann kaum glauben, was er dort sieht. Auf drei Pflöcken sitzen in gebührender Entfernung voneinander Eika der Steppenadler, Max der Wüstenbussard und Moritz der riesige Uhu. Sie sind angeleint. Ein schöner Anblick. Anne Stief (42) streichelt den handzahmen Wüstenbussard ohne irgendeinen Schutz, während Dieter Stief (44) einen festen Handschuh überstreift, ehe er Eika oder Moritz auf den Arm nimmt. Der Uhu ist ebenfalls so zahm, dass er sich sogar von Fremden streicheln lässt. Vor sechs Jahren, als ihre Hunde gestorben waren, begann Familie Stief mit ihrem ungewöhnlichen Hobby. Ein Bekannter half ihnen nicht nur beim Beschaffen der Vögel, sondern vermittelte auch das notwendige Fachwissen. "Ein solches Hobby kann man nur betreiben, wenn die ganze Familie dahinter steht", sagt Dieter Stief. Dazu zählen dann natürlich auch die Kinder Katrin (9), Melanie (17) und Thomas (19). Anne Stief: "Während Katrin noch zu viel Respekt vor den Vögeln zeigt, haben Melanie und Thomas bereits einen richtigen Bezug zu ihnen gefunden." Wenn beide nach Hause kommen, führe ihr Weg zuerst zu den Vögeln. Die seltenen Vögel sind Ausflugsziel für den Kindergarten und die Schule. Das Ehepaar präsentierte die Vögel auch beim Schul- oder Pfarrfest. Und was sagen die Nachbarn? Die stehen am Zaun, bestaunen die Vögel und freuen sich mit den Stiefs über ihr schönes Hobby. Während Max und Moritz nur in ihrer vertrauten Umgebung, dem heimischen Garten, umherfliegen, unternimmt Steppenadler Eika größere Ausflüge. Kürzlich war er von einem solchen Flug nicht mehr zu "Herrchen" zurückgekehrt und im saarländischen Bous auf einer Straße spazierend aufgefunden worden. Für Eika mit seiner Spannweite von 1,80 Metern waren diese 80 Kilometer kein Problem. Die Polizei hatte ihn eingefangen und dann Dieter Stief informiert. Normalerweise komme der Vogel immer zurück, sagt dieser. An diesem Tage habe ihn jedoch scheinbar ein Mähdrescher an seiner Startstelle gestört. Für solche Fälle hat Dieter Stief dem Adler seine Telefonnummer am Fuß befestigt.

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