"Hauptsache, ich habe Arbeit"

KONZ. "Frauen finden neue Wege für ihre Berufstätigkeit!" – unter diesem Arbeitstitel hat ein Projekt der Volkshochschule (VHS) Konz begonnen. Ein erstes Treffen mit 15 arbeitslosen Frauen zeigte eine Vielzahl von Ansatzmöglichkeiten, der Arbeitslosigkeit zu entrinnen. Weitere Interessierte können bei den Folgeveranstaltungen noch einsteigen.

Hochkonzentriert gegenüber der Referentin, aufgeregt in ungewohnter Situation, erleichtert, in offener Runde ihre Nöte aussprechen zu können: Die Gefühle der 15 arbeitslosen Frauen, die am Dienstag in die VHS gekommen waren, waren fast greifbar. Zusammen mit der Leiterin der VHS, Maria Dumrese, und der Personalberaterin Elke Maqua trafen sie sich, um nach maßgeschneiderten Auswegen aus der Arbeitslosigkeit zu suchen. Aus allen möglichen Berufssparten kommen die Frauen: Pflegedienst, Schreibdienst, Bekleidungsbranche, Sozialpädagogik. Viele Teilnehmerinnen suchen Arbeit im kaufmännischen Bereich. "Es ist eigentlich egal, als was ich arbeiten könnte", sagte eine Frau fast resigniert, "nur Klo putzen muss nicht unbedingt sein." "Hauptsache, was Versicherungspflichtiges", schloss sich eine andere an. Jede ein Edelstein mit besonderem Schliff

"Jede von Ihnen ist ein Edelstein mit einem ganz besonderen Schliff und vielen Facetten", stärkte Elke Maqua das Selbstwertgefühl der Frauen und wechselte mit ihnen gedanklich die Tischseite in einem Vorstellungsgespräch. "30 000 bis 50 000 Euro kostet den Arbeitgeber eine Fehlentscheidung bei der Stellenbesetzung. Überlegen Sie mal, der Personalchef ist selbst in Not und hat Angst. Ihre Aufgabe ist es, ihm zu zeigen, dass Sie die Richtige sind." Maqua schüttete ein Füllhorn von praktischen Tipps aus, was im Laufe eines Bewerbungsprozesses beachtet werden muss. Beispielsweise sei eine akurate Bewerbungsmappe unentbehrlich, für deren ordentliche Erstellung man 40 bis 80 Stunden rechnen müsse. Auch eine Visitenkarte dürfe nicht fehlen. "Sie sollten Ihrer Umgebung sagen, dass Sie auf der Suche nach Arbeit sind, damit erreichen sie 200 bis 300 Menschen", schätzte sie. Allerdings würde man gerade das aus Scham nicht machen, entgegnete eine Frau. Was kann ich am besten machen? In welchem Beruf fühle ich mich wohl? Welchen Preis erfordert mein Berufsziel? Wieviel Zeit habe ich? Das waren nur einige der vielen Fragen, die Maqua mit den Frauen in der zweistündigen Veranstaltung anriss und bei den Teilnehmerinnen für sichtbare "Aha-Effekte" sorgte. Die Teilnehmerinnen waren sich einig, dass Stellenangebote kaum erfüllbare Maximalanforderungen auflisteten. Kontrovers waren die Meinungen zu "faulen Kompromissen mit dem Arbeitgeber, um wenigstens einen Fuß in der Tür zu haben". "Es ist nichts zu finden, um was man sich bewerben könnte", klagte eine Frau. Überraschenderweise hat sich weniger als die Hälfte der Frauen bislang in Luxemburg beworben. Dabei gingen 50 Prozent aller Einstellungen in Luxemburg auf Initialbewerbungen zurück, sagte Maqua. Hilfreich für Bewerbungen im Nachbarland könnte der Luxemburgisch-Kurs der VHS sein, der mit einem Zertifikat des luxemburgischen Bildungsministeriums abgeschlossen wird. Bereits bei dem ersten Treffen gaben sich die Frauen untereinander Tipps - auch das ist ein erstrebtes Ziel des Projekts, die Frauen aus der Isolation zu locken. "Der Abend hat sich gelohnt", war allenthalben zu hören. "Ich habe auf jeden Fall etwas für mich getan." An den nächsten Abenden werden Vorstellungsgespräche simuliert, es gibt Tipps für den Lebenslauf und Ratschläge für die Bewerbung. Das nächste Treffen ist am 2. Mai um 19.30 Uhr in der VHS Konz. Weitere Interessierte sind willkommen. Info unter Telefon 06501/604321.

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