Hausmeister im Liebestöter

RALINGEN. Panik auf der Bühne, Heiterkeit im Saal: Es ging hoch her beim Auftritt des Cultur- und Carnevalvereins "Roalinger Kweischrek". Dieses Mal gab es im voll besetzten Gemeindehaus "Stress bei Borns".

Zunächst ist die Freude groß im Hause Born: Tochter Nicole kehrt von ihrem Studium aus München heim ans Sauerufer. Doch im Gepäck hat sie weder Weißwürste noch Lebkuchenherzen, sondern ein BWL-Examen und jede Menge "moderner" Ideen. Eine davon: Der elterliche Betrieb soll einmal richtig unter die Lupe genommen werden - und zwar von einer New Yorker Unternehmensberatung.Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, kündigt auch noch das Finanzamt eine Betriebsprüfung an. "Sintflut und Weltuntergang" brechen gleichzeitig über die kleine Firma herein, findet Mutter Erna Born, die von Roswitha Tossing mit viel Engagement gespielt wird. Fast zeitgleich treffen der Unternehmensberater Bill Hinton (Peter Becker) und die Finanzbeamtin Isolde Zylinsky (Helene Schumacher) bei Borns ein. Die sind fortan reichlich im Stress, und da fast alle im Hause Born die Identität der beiden Gäste verwechseln, nimmt das Unheil seinen Lauf: Hausmeister Dieter (Dietmar Thieltges) fachsimpelt mit der Finanzbeamtin über Steuertricks, und Firmenchef Fridolin Born (Helmut Heck) zeigt dem verschlagenen Bill Hinton die Kassenbücher.Mit der Mundart-Komödie "Stress bei Borns" haben die Laienschauspieler unter der Regie von Peter Thieltges eine spritzige und witzige Mundart-Komödie einstudiert. Immer wieder bricht das Publikum angesichts der Turbulenzen im Hause Born in schallendes Gelächter aus. Vor allem Dietmar Thieltges, der mal mit seinem Liebestöter zu betören weiß, mal das Anzünden eines Streichholzes zum Ritual werden lässt, brilliert in der Rolle des gutmütig-tolpatschigen Hausmeisters.Auch der Sprachwitz des Dreiakters kam im Godendorfer Gemeindesaal gut an. Etwa, als sich die Sekretärin Barbara Hansen (Manuela Reiter) dem Amerikaner Bill Hinton als "Monika Lewinsky" vorstellt, oder der Ingenieur Bodo Bauer (Sebastian Weiland) dem Angestellten Schorsch Kleiber (Thomas Bauer) die Abkürzung 08/15 am Beispiel eines Unternehmensberaters erklärt: "Null Hirn, acht Stunden im Büro rumhocken und 15 Monatsgehälter kassieren." Textsicher und elanvoll präsentieren die zehn Schauspieler das gut zweieinhalb Stunden lange Stück, das trotz aller komischen Verwicklungen an manchen Stellen etwas langatmig wirkt. Doch nach dem letzten Vorhang danken zufriedene Zuschauer für einen schönen Theaterabend mit Happy-End: Als der Unternehmer und Erzrivale Herbert Wagner (Peter Thieltges) die Bornsche Firma übernehmen will, springt Ingenieur Bauer, der den Hof seiner Eltern geerbt hat, in die finanzielle Bresche. So erhält er nicht nur seinen Arbeitsplatz, sondern gewinnt auch die Liebe der bis dahin zickigen Nicole, die sogar ihre erlernten Manager-Allüren ablegt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort