"Eigentlich wäre ich lieber Schreinerin geworden", erzählt Kathrin. Doch statt des Hobels schwingt sie ein Tomatenmesser. Seit vier Jahren lebt die 20-Jährige in dem Aacher Jugendhilfezentrum. Nach einer abgebrochenen Rollladenbauer-Lehre hat sie dort eine integrative Ausbildung zur Köchin begonnen. Der Vorteil: auf Symptome wie krankheitsbedingte Konzentrationsstörungen kann Rücksicht genommen werden. "Alle bisherigen Vermittlungen unserer Jugendlichen in normale Ausbildungsbetriebe sind gescheitert", erzählt Heimleiterin Margret Steinborn-Heinrich. Das hauseigene Ausbildungsangebot bietet den Jugendlichen eine echte Alternative. Bisher standen Berufsbilder wie Köchin, Hauswirtschafterin oder Friseurin zur Auswahl. Das Arbeitswelt-Projekt bringt frischen Wind auf den Wehrborn: Maler- und Schreiner-Lehre sind geplant. Berufsfindungsangebote stellen den Kontakt zu Arbeitsmaterialien wie Holz und Farbe her. Beinahe nebenbei weckt Martin Merz das Interesse der Jugendlichen für handwerkliche Tätigkeiten. Als Hausmeister repariert er tagtäglich Stühle oder streicht Wände. Dabei schauen ihm nicht selten Neugierige über die Schulter. Nicht lange. Frei nach dem Motto "zupacken statt zugucken" bezieht er die Jugendlichen in die Arbeit mit ein. Die daraus resultierenden Erfolgserlebnisse stärken das Selbstwertgefühl. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg aus der häufig durchlittenen negativen Karriereleiter. Ein typischer Fall dieser Handwerksleidenschaft ist Helga. Noch bastelt die 15-Jährige in der Heimschule an ihrem Hauptschulabschluss. Mit leuchtenden Augen erzählt sie vom Werkunterricht. Sie weiß sehr genau, was sie will: "Ich möchte Schreinerin werden und hoffe, dass wir genug Geld kriegen und ich hier meine Lehre machen kann." Die Chancen dazu stehen nicht schlecht. Seit vergangener Woche ist klar, dass das Arbeitsweltprojekt von der Weihnachtsaktion 2003 der "Herzenssache" unterstützt wird. 250 000 Euro sind vorgesehen, sofern während der Sammelaktion genügend Spenden zusammenkommen. Insgesamt werden in diesem Jahr 26 Einrichtungen unterstützt, bei denen die gesellschaftliche Integration von Kindern und Jugendlichen im Vordergrund steht. Ob aus dem Garagenkomplex - dessen Umbauplan seit Juli fertig ist - tatsächliche eine kleine Schreiner- und Malerwerkstatt wird, entscheidet sich endgültig nach Weihnachten. Am Dienstag, 9. Dezember, läuft in der Landesschau Rheinland-Pfalz (SWR) um 19.20 Uhr eine vierminütige Reportage über das Arbeitwelt-Projekt des Hauses auf dem Wehrborn.