"Hier wollen wir nicht mehr leben"

FARSCHWEILER. Wie die Vandalen haben Eindringlinge in einem alten Bauernhaus in Farschweiler gehaust. Kein Raum des Hauses, das zurzeit nur noch gelegentlich bewohnt wird, blieb verschont.

Das Haus an der Hauptstraße befindet sich direkt im Ortskern. Angelika Kiebel, deren Eltern bis vor kurzem dort lebten, ist entsetzt. Sie spricht von Dorfmobbing und einer ausgelebten Aggressivität. Die Zimmer, Flure und das Treppenhaus sehen aus, als sei ein Wirbelsturm hindurch gefegt und hätte alles aus den Schränken und Schubladen geweht. Überall liegen Sachen auf dem Boden, Blumenerde wurde verstreut, in der Küche ist die Spüle voller Porzellan, die Toilette wurde mutwillig verstopft, und farbige Flüssigkeit "ziert" die Wände. In einem Raum sind die Vornamen von Angelika Kiebels elfjährigen Kindern Lena und Niklas mit Farbe an die Wände geschmiert. Ein klares Zeichen dafür, dass die Täter die Familie Kiebel kennen.Eindringlinge tobten sich stundenlang aus

An der Tür der Kühltruhe befindet sich ein schwarzer Belag. Der aber stammt nicht von den nächtlichen Besuchern, sondern er entstand bei der Spurensuche der Kriminalpolizei Hermeskeil. Sie vermutet, dass hier Jugendliche am Werk waren. "Das alles geschah wahrscheinlich in der Hexennacht. Gestohlen wurde nichts", heißt es aus Hermeskeil. Die Täter seien durch ein Fenster in der Scheune eingestiegen und hätten das Haus durch das Küchenfenster wieder verlassen. Über mehrere Stunden müssen sie sich an der Habe der schwachen und alten Eltern von Angelika Kiebel ausgelassen haben. Weder der Medikamentenschrank noch die Kontoauszüge blieben verschont. Für Angelika Kiebel ist dieser Vorfall eine "Verachtung der persönlichen Habe und ein gewaltbereites Eindringen in die Privatsphäre". Bei der "Außenseiterfamilie", wie sich die Kiebels selbst nennen, geht die Angst um. Die allein erziehende Mutter: "Wir haben keinen starken Papa im Hintergrund, der sich für uns einsetzt. Deshalb sind wir immer wieder ein Angriffspunkt im Ort." Nach dem Abitur war Kiebel in die Schweiz und anschließend nach Bonn gezogen. "Zur Einschulung der Kinder kamen wir vor fünf Jahren wieder nach Farschweiler", erzählt sie. Seit dieser Zeit seien Lena und Niklas regelmäßig Opfer von Aggression und Gewalt. Kiebel: "Es verging bisher kein Jahr ohne Vorfälle. Mal wurde meine Tochter verprügelt, mal das Fahrrad meines Sohnes beschädigt." Die Gewalt nehme zu, und die Eltern der jugendlichen Täter wollten dies einfach nicht wahrhaben. Mit der Leiterin der Jugendgruppe, Antonia Adam, hat Kiebel nun eine Absprache getroffen: Man will mit den Mädchen und Jungen der Gruppe den Tatort besichtigen, um dadurch Betroffenheit hervorzurufen. Ortsbürgermeister Werner Schmitt ist enttäuscht und verärgert über die Aktion, deren Ursache er aber nicht kennt. Schmitt: "Ich hoffe, dass die Polizei bei ihren Ermittlungen erfolgreich ist und die Täter ermitteln kann." Die Zwillinge Lena und Niklas weinen Angesichts der Gewalt und Zerstörung. Lena: "Hier wollen wir nicht mehr leben."Morgen: Der Aufstieg an die Spitze - wie ein Hotel in Mertesdorf den Vier-Sterne-Status erreichte.

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