Hitzefrei nicht nur auf dem Bau

PERL. Wenn einem selbst beim Sitzen der Schweiß aus den Poren quillt und jede noch so kleine Bewegung zur Qual wird, dann hat das seinen Grund. Die Bürger im saarländischen Perl können davon ein Lied singen. Mit 40 Grad im Schatten wurde in dem Obermoselort die bislang höchste Temperatur des Jahres in Deutschland gemessen.

Nicht jeder in der Obermoselgemeinde hat es derzeit so gut wie Rosi Bach. "In unserem Haus, das noch aus Bruchsteinen gebaut wurde, konnte man es einigermaßen aushalten", sagte die Perlerin und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Besonders ältere Menschen, haben bei der Rekord-Hitze mit Kreislaufproblemen zu kämpfen. Das kann Manfred Krämer aus der Grenzland-Apotheke bestätigen: "Auch viele Radfahrer hatten die Witterung offenbar unterschätzt. Wir haben mehr Kreislaufmedikamente verkauft, als an anderen Tagen."Wer es nicht mehr bis zur Apotheke geschafft hat, konnte auch auf Hilfe zählen. Und die kam mitunter aus der Luft. Dazu erklärte Michael Baumann von der Polizeiwache Perl: "Da unsere Rettungsleitstelle nicht über einen Notarzt verfügt, blieb uns manchmal nur, den Rettungshubschrauber aus Saarbrücken anzufordern. Und der war deutlich öfter im Einsatz als üblich."Wer sich in der Gemeinde am Dreiländereck im Schatten verkriechen konnte, hat das wohl auch getan. Doch so manch einem schien die Sonne den ganzen Tag auf das Haupt. Salvatore Crispo und Santino Pelage haben sich aber bereits daran gewöhnt. Die beiden Bauarbeiter waren damit beschäftigt, auf einer Baustelle nahe der deutsch-französischen Grenze einen Betonguss vorzubereiten. "Das Arbeiten in großer Hitze ist für uns nichts Außergewöhnliches", bestätigte Pelage, "aber trotzdem hätte ich nichts gegen Hitzefrei einzuwenden".Auch wenn sich viele mit der Hitzewelle der vergangenen Tage schwer tun, ist die Witterung für die Meteorologen nichts Besonderes. Zwar liegen die Temperaturen über den sonst zu dieser Zeit üblichen Werten, doch gibt es für Jörg Kachelmann und seinen Wetterdienst Meteomedia eine Erklärung. "Von der saarländischen Topografie her müssen an der Mosel bei den momentanen Witterungsverhältnissen die höchsten Temperaturen herrschen." Und das soll sich in den kommenden Tagen nicht wesentlich ändern.

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