Hobby: Hauskapelle

FELL. Die alte Hauskapelle musste weichen. Das war im Jahr 1967. Eine neue musste her. Seitdem kümmert sich Hermann Becker täglich um das hauseigene "Kapellchen", das vielen Feller Bürgern Gebetsstätte ist.

Die Kapelle, unten neben dem Keller des Hauses, ist der Familie Becker heilig. Jeden Tag schaut Hermann Becker dort nach dem Rechten. Vor fast 30 Jahren, als er das Grundstück von dem Schwiegervater erwarb, stand dort eine von Gärten umrandete Kapelle. "Sie war renovierungsbedürftig", sagt der 69-Jährige. Die Familie entschied, das kleine Bethaus abzureißen. "Eine neue Kapelle zu errichten war keine ,Musssache‘, doch wir entschieden uns dazu", sagt der dreifache Vater. Er und seine Frau Maria hätten den Abriss ansonsten nicht verantworten können. "Diese Entscheidung hat nichts mit Frömmigkeit zu tun." Der Wunsch, Werte der christlichen Erziehung zu bewahren, habe eine große Rolle gespielt.Viel Liebe zum Detail

Dieter Schockknecht, ein Bekannter der Familie Becker, malte ein Jesusbildnis an die Wand. Marienfiguren laden zum Staunen ein. Die Kapelle bedeute das ganze Jahr über viel Arbeit, sagt Becker. Trotzdem ist es ist sein liebstes Hobby geworden, sich um das kleine Gotteshaus zu kümmern. Nun, um die Weihnachtszeit und um Neujahr, "pilgern" besonders viele Menschen dorthin. In tagelanger Arbeit, mit viel Liebe zum Detail, hat der Rentner dort eine sehenswerte Krippe errichtet. "Vor zehn Jahren haben wir die immer größer werdende Krippe aus dem Wohnzimmer ausgelagert." Schade findet Becker, dass in manchen Jahren Vandalen keinen Halt vor dem "Schmuckstückchen" machten. "Kamele wurden schon entwendet oder Schneebälle hineingeworfen." Der ehemalige Winzer und Angestellte des Wasserbodenverbands hält nichts davon, die Sehenswürdigkeit zu verbarrikadieren, er setzt auf Vernunft. In diesem Jahr war bislang Ruhe. Neben dem "Kapellchen" hegt er eine zweite große Leidenschaft: das Singen. Seit 53 Jahren singt er im Feller Männergesangverein, zwanzig Jahre lang war er Zweiter Vorsitzender. Regelmäßig geht er zu den Proben und ist bei Auftritten mit von der Partie. "Singen macht Freude, und die hält bekanntlich gesund", sagt er mit einem Augenzwinkern. Er ist stolz, dass sein Sohn Andreas (33) Mitglied in dem Männerchor ist und in seine Fußstapfen tritt. Die Flinte und die Fußballschuhe hat er vor Jahren an den Nagel gehängt. "Schützenverein, Fußballspielen, Singen, Familie, Beruf und ein Haus bauen, das war einfach zu viel." Im April feiert Hermann Becker seinen 70. Geburtstag, und sein siebtes Enkelkind wird, wenn alles gut geht, zur Welt kommen. Und im April, zu Ostern, wird er wieder die Hauskapelle festlich schmücken.

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