"Hoffentlich finden sie den Täter!"

KONZ-KARTHAUS. Das Tötungsdelikt in der Merzlicher Straße hat die Menschen in Karthaus aufgeschreckt. Sie betrauern einen, der war, wie sie sind. Für manche war Franz B. mehr als nur ein guter Bekannter.

Karin Zingsheim ist immer noch außer sich. Während sie erzählt, bricht sie unversehens in Tränen aus. "Ich stehe unter Schock." Der Getötete ist Teil ihres Lebens gewesen. Sein gewaltsames Ende trifft sie darum hart. Die Frau, die selbst erkennbar nicht zu den Wohlhabendsten gehört, hat Franz B. betreut und alle die Dinge erledigt, die zur traditionellen Männerrolle nicht passen: Wäsche wechseln, Wohnung reinigen. "Er hat mich gebraucht", sagt sie. "Er war für mich fast ein Vater." Und dann: "Er fehlt mir!"Ein feiner, gebildeter Mann

Franz B. muss ein feiner, ein intelligenter, auch ein gebildeter Mann gewesen sein. Karin Zingsheim: "Er war ein leidenschaftlicher Tenor." 63 Jahre alt sei er Anfang Februar geworden. B. muss wohl am Trierer Theater in irgendeiner Funktion tätig gewesen sein, auch wenn der langjährige Chorvorstand Jürg Huggler ihn nicht kennt. Jedenfalls hat seine Erscheinung in der näheren Umgebung jene Verbindung aus Hochachtung und Mitleid ausgelöst, die Menschen im Verfall oft begleitet. "Er konnte sich so gut ausdrücken", sagt Karin Zingsheim mit offener Bewunderung. Und erzählt dann, wie sie ihn geradezu zwingen musste zur Reinlichkeit, zur persönlichen Pflege, dazu, sich nicht einfach gehen zu lassen. Im Karthäuser Hof direkt neben dem Wohnhaus des Verstorbenen sitzt eine Männerrunde an der Theke und sinniert. Die Gäste erinnern sich, dass der Tote Einzelhandelskaufmann gelernt und bei einem großen Konzer Unternehmen gearbeitet hatte. Und dass er kein Freund von Traurigkeit war. "Ich habe ihn 30 Jahre lang gekannt", sagt Wirt Helmuth Kühnel, "der Franz hat gelebt!" Und diesen Tod - "das hat er nicht verdient!" Franz Burg muss schon lange im Haus Merzlicher Straße 1, schräg gegenüber dem Bahnhof Karthaus gewohnt haben. Keine sonderlich feine Gegend, aber doch eine, in der ein Zusammenhalt zwischen den Menschen besteht, in der die Anonymität der Neubausiedlungen noch nicht Einzug gehalten hat. Bei der Beerdigung gehen alle mit

Über die eigene Betroffenheit will von den Männern in der Gaststätte niemand recht reden. Sie verstecken hinter einer Portion Sarkasmus und ein wenig gezwungenem Humor, was sie bewegen mag. Trotzdem ist auch bei ihnen die Fassungslosigkeit über diesen Tod zu spüren. Und einen Wunsch teilen alle: "Hoffentlich finden sie den Täter." Wie es jetzt weitergeht? Karin Zingsheim ist weder zahlungskräftig genug noch organisatorisch so versiert, dass sie die Beerdigung mit all ihren komplizierten Formalitäten regeln könnte. "Das muss die Stadt machen." Und die Männerrunde im "Karthäuser Hof" fühlt sich in dieser Hinsicht sowieso unzuständig. Nur eins steht für die versammelten Männer fest: Wenn sie irgend Zeit haben, gehen sie alle mit beim letzten Gang des Verstorbenen. Zeugen, die sachdienliche Hinweise zu dem Tötungsdelikt geben können, werden gebeten, sich mit der Kriminalpolizei Trier, Telefon 0651/2019-113 oder 0651/97792290, in Verbindung zu setzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort