"Ich gehe jetzt ganz anders durch den Wald"

TRIER/KANZEM. (red) 27 junge Leute, die im Bischöflichen Generalvikariat und in den Rendanturen des Bistums ausgebildet werden - meist zu Kauffrauen und Kaufmännern für Bürokommunikation - nehmen auf Einladung von Yvonne Russell von der Personalförderung des Bistums und von Katharina Zey-Wortmann von der Katholischen Akademie Trier am Seminar "Schöpfung erleben, Schöpfung bewahren" teil.

Es ist Ende November. Es ist kühl und windig. Die Sonne versteckt sich hinter diesigen, schmuddeligen Wolken. Und doch machen sich an diesem Tag 27 Azubis des Bistums Trier auf den Weg zum Altenberg nach Kanzem zwischen Konz und Saarburg. Hier errichten sie so genannte "Land-Art-Objekte", prägnante Landmarken aus Schiefer und Rebholz. Zuvor jedoch beschäftigten sich die Azubis unter Leitung des Diplom Geographen Klaus Kuntz im Robert-Schuman-Haus auch theoretisch mit dem Thema "Schöpfung", mit Natur-Elementen wie Erde, Luft, Wasser und Feuer, mit Ökologie und mit dem Zusammenwirken von Mensch und Natur. Klaus Kuntz ist es klar, dass das Thema schwierig für die Azubis ist. "Es geht darum, dass die jungen Leute in kleinen Schritten eine andere Perspektive gewinnen, und dass die Wahrnehmung nachhaltig verändert wird", sagt er. Um Natur und Schöpfung wertschätzen zu lernen, sei es wichtig, sie zu erleben und zu erfahren. Wer diese Schritte vollzogen habe, werde sich dann auch eher für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Natur intensiv erleben und erfahren - das können die Azubis am zweiten Seminartag, an dem sie verschiedene "Land-Art"-Objekte errichten. "Land-Art" ist eine in den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts vor allem in den USA von dem Künstler Andy Goldsworthy entwickelte Kunstrichtung. Die den Menschen umgebende Landschaft wird dabei zum Gegenstand und Arbeitsfeld der Künstler. Sie markieren die Landschaft mit ihren - meist vergänglichen - Objekten: Sie schichten Steine aufeinander, ordnen Pflanzen auf besondere Art und Weise an, stellen natürliche Zäune auf oder heben Gräben aus. Das bearbeitete Gelände kann neu und im Laufe der Zeit immer wieder anders erfahren werden, da die Gestaltung nicht nur vom Künstler abhängt, sondern auch von den Gegebenheiten der Natur und den Witterungseinflüssen. Diese Witterungseinflüsse erleben auch die Azubis hautnah. Und sie erfahren, wie anstrengend und zugleich befriedigend es sein kann, in der Natur zu sein und mit natürlichen Materialien kreativ zu arbeiten. Am Abend sind die jungen Leute so "erschöpft", dass sie gleich ins Bett fallen. Als sie dann am dritten und letzten Seminar-Tag ihre Eindrücke zusammen fassen, wird deutlich, dass sich ihre Wahrnehmung bereits verändert hat: "Ich habe jetzt mehr Respekt vor der Natur" - "Wenn ich in Zukunft durch den Wald gehe, werde ich ihn ganz anders sehen" - "Die Natur kann viel Kraft geben" - "Es war toll, ein greifbares Ergebnis zu haben" - "Nach einem solchen Tag ist man abends ganz anders müde und hat einen ganz anderen Hunger" - lauten einige der Aussagen. Das Seminar hat den jungen Leuten Spaß gemacht, und toll fanden sie auch das gegenseitige Kennenlernen und Gemeinschaftsgefühl: "Alle haben mitgemacht". Und so sind sie sich einig, dass der Premiere weitere Seminare dieser Art folgen sollten: "Wer nicht teilnimmt, verpasst was und ist selber schuld."

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