"Ich habe an Schlagfertigkeit gewonnen"

SAARBURG. Eine Krone und ein hübsches Kleid tragen, auf Wein- und Dorf-Festen repräsentieren, Grußworte sprechen und möglichst häufig lächeln - das verbinden viele mit den Aufgaben einer Weinkönigin. Dass nicht nur mehr dazu gehört, sondern auch mehr nach der Amtszeit bleibt, weiß (Noch-) Saarweinkönigin Anne Mertes.

Anne Mertes ist "Überzeugungstäterin". Mit 16 Jahren war sie zwar für das Amt der Weinkönigin noch zu jung. Als Prinzessin der damaligen Saarweinkönigin Annemarie Pütz ging sie jedoch ohne Probleme durch und sammelte erste Erfahrungen in diesem nicht alltäglichen Ehrenamts-Bereich.Mit sechs in den Wingert

Freilich nicht ganz unvorbelastet: Der Vater von Anne Mertes führt in ihrem Heimatort Oberemmel einen Winzerbetrieb im Nebenerwerb. Mit sechs Jahren sei sie zum ersten Mal mit in den Wingert gegangen, berichtet die junge Frau. "Freiwillig", wie sie betont. "Allerdings habe ich da mehr gegessen als geschnitten." Der Wein und die Weinberge haben die heute 19-Jährige in den zurückliegenden Jahren begleitet. Als Annemarie Pütz sie vor drei Jahren gefragt habe, ob sie Prinzessin werden wolle, habe sie spontan ja gesagt. Auch im Jahr darauf war Anne Mertes wieder Prinzessin - dieses Mal an der Seite der damaligen Saarweinkönigin Maria Schu. "Als Prinzessin ist man Begleiterin, Blumenstrauß-Festhalterin", beschreibt Mertes lachend. Allerdings habe sie in dieser Zeit bereits dreimal kurze Ansprachen halten dürfen. Der Appetit auf mehr wuchs bei der ehemaligen AMG-Schülerin, so dass sie 2003 als Saarweinkönigin kandidierte. Seit September vergangenen Jahres trägt sie diesen Titel, repräsentiert die Weine zwischen Serrig und Konz - und hat großen Spaß an dem Amt gefunden.Amt vermittelt auch Selbstsicherheit

"Der Glanzpunkt dieses Jahres war für mich ganz klar die Krönung, die der Burgverein mit seinem Ritterturnier mit gestaltet hat." Reizvoll findet die redegewandte 19-Jährige jedoch vor allem, "was man aus dem Amt mitnimmt": "Durch die öffentlichen Ansprachen vor einem größeren Publikum habe ich Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit gewonnen", ist sich die Oberemmelerin sicher. "Mit 16 war ich noch das schüchterne Mädchen. Inzwischen habe ich einiges an Schlagfertigkeit dazu gewonnen." Besonders schätzt sie zudem, "Menschen kennen zu lernen, die ich sonst nie getroffen hätte". Ihre Aufgabe nimmt sie ernst, bereitet sich auf jeden Auftritt vor. "Ich möchte nicht auf jedem Fest das Gleiche runterspulen. Deshalb überlege ich mir vorher, welche Verbindung ich zu dem Ort oder Ereignis herstellen kann." Geholfen habe ihr ein Workshop der Mosel-Saar-Ruwer-Weinwerbung, in dem Bewerberinnen auf dieses Amt vorbereitet werden. Darüber hinaus würden Trinksprüche "vererbt". Reime seien allerdings nicht mehr zeitgemäß.Weintrinker sind gesund - und sexy

Anne Mertes hat Gefallen an einem Ausspruch des englischen Wein-Autoren Hugh Johnson gefunden: "Weintrinker sehen gut aus, sind intelligent, sexy und gesund", lautet es. Anne Mertes: "Das zitiere ich gerne, und es kommt immer wieder gut an." 50 bis 60 Auftritte, meist freitags und samstags, fallen nach Auskunft Mertes' für die Saarweinkönigin während eines Jahres an. Dabei sei es durchaus legitim, "nach Grußworten und einer Anstands-Stunde die Veranstaltung zu verlassen". Ohnehin ist die 19-Jährige nicht damit einverstanden, überall unbedingt große Mengen Wein trinken zu müssen. "Als Weinkönigin kriegt man sowieso oft genug schon Schwierigkeiten mit den Tempo-Begrenzungen auf den Straßen, wenn man zwei oder mehr Termine pro Abend hat. Da setze ich nicht noch meinen Führerschein wegen der überschrittenen Promille-Grenze aufs Spiel."Weitere Karriere als Königin

Ins Spiel bringt sie indes die Überlegung, nach Ablauf ihrer Amtszeit als Gebietsweinkönigin zu kandidieren. "Ich hänge einfach sehr an dem Thema und würde gerne auf Messen und Ausstellungen das Ansehen von Mosel-Saar-Ruwer-Weinen fördern."

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