"Ich habe immer noch nicht genug"

WASSERLIESCH. Bald bezieht auch unter dem Weihnachtsbaum im Wohnzimmer von Brigitte Thelen die Heilige Familie wieder ihr Domizil. Doch auch auf Schränken, unter der Treppe im Flur und selbst im Garten ihres Hauses in Wasserliesch finden Maria, Josef, Jesuskind und Co. eine Zuflucht.

Wie viele andere in diesen Tagen, wartet auch Brigitte Thelen sehnsüchtig auf das Weihnachtsfest. Der Duft nach frisch gebackenem Christstollen, weihnachtliche Musik und der festlich geschmückte Weihnachtsbaum gehören für sie ebenso dazu wie die Heilige Familie nebst Ochs und Esel in einer Krippe unter dem nadelnden Gewächs.Platz unter dem Baum reicht nicht aus

Doch wenn es ans Aufstellen der Krippenfiguren geht, hat die 60-Jährige deutlich mehr zu tun als die meisten. Rund eine Woche benötigen Brigitte Thelen und Ehemann Ernst, bis alle Figuren in Szene gesetzt sind. Der Grund: Maria, Josef, Jesuskind und Co. sind gleich in mehreren Ausführungen vorhanden. Genauer: 182 Heilige Familien befinden sich derzeit in der Obhut der Thelens. Leicht vorstellbar also, dass der Platz unter dem Baum bei weitem nicht ausreicht - vor allem auch deshalb, weil manche Figuren in ihrer Größe den sonst üblichen Rahmen sprengen. Jeweils stolze eineinhalb Meter hoch sind beispielsweise Maria und Josef, die gemeinsam mit dem Christkind gleich neben der Wohnzimmertür stehen. Auf diversen Regalen, Schränken oder auf dem Fußboden in Wohnzimmer und Hausflur finden sich auch kleinere Varianten. Die kleinste Figur misst gerade mal einen Zentimeter. Krippenfiguren zu sammeln, ist die große Leidenschaft von Brigitte Thelen. Vor rund 26 Jahren habe alles begonnen, berichtet die Wasserliescherin, die sich schon als Kind für Krippen und insbesondere deren Bewohner interessierte. Einige ihrer ersten Figuren brachte sie aus dem Urlaub mit. Auch auf Flohmärkten wurde sie fündig. Später kam Thelen über Zeitungsinserate zu neuen Figuren. Seit rund einem Jahr nutzt sie auch das Internet. Eine weitere, wichtige Quelle der 60-Jährigen ist ihre Schwester. Diese lebt als Ordensfrau in einem Kloster in Luxemburg, das Kontakte zu Missionsstationen in mehreren afrikanischen Ländern unterhält. So finden sich in der Sammlung auch Krippenfiguren vom "schwarzen Kontinent".Figuren behalten ihren Reiz

Insgesamt 43 Länder - darunter Ägypten, China, Malaysia, Israel und die Vereinigten Staaten - sind durch Figuren aus Holz, Terrakotta, Gips und anderen Materialien vertreten. Richtige Antiquitäten sind dabei. Zum Beispiel stammen zwei der Figuren - eine Maria nebst Kind - aus dem Jahr 1860 und sind damit die ältesten in der Sammlung. Auch nach mehr als einem Vierteljahrhundert Sammel-Leidenschaft hätten die vielen verschiedenen Krippenfiguren nicht an Reiz verloren, sagt Brigitte Thelen. "Mir ist es schon passiert, dass ich einen ganzen Abend im Wohnzimmer gesessen habe, um die Figuren zu bewundern." Die Bewunderung für die Heilige "Großfamilie" seiner Frau teilt inzwischen auch Ehemann Ernst. "Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt", sagt er augenzwinkernd. Aktiv unterstützt er seine Gattin, indem der technisch begabte 64-Jährige für die Behausungen der Krippenbewohner oder die stimmungsvolle Beleuchtung der Ausstellung im Wohnzimmer sorgt. "Natürlich ist das Ganze eine recht kostspielige Angelegenheit", sagt Brigitte Thelen. Dennoch sei ein Ende ihrer Sammelleidenschaft derzeit nicht in Sicht. Wenn das Weihnachtsfest vorbei ist, verschwinden die Lieblinge der Thelens nicht einfach in Kartons auf dem staubigen Dachboden: Ende Januar ziehen die Figuren wieder von ihren wenig luxuriösen Behausungen in den Krippen in mehrere Vitrinen um, wo sie den Rest des Jahres auf den Beginn der Adventszeit warten. In der Zwischenzeit macht sich Brigitte Thelen auf die Suche nach Neuem. "Denn", so sagt sie, "ich habe immer noch nicht genug."

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