"Ich kann nicht rumsitzen"

AYL/TRIER. Mit 81 Jahren erhält Peter Bamberg, seit zehn Jahren Ayler Bürger, heute Mittag die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz. Ministerpräsident Kurt Beck zeichnet damit das ehrenamtliche Engagement und kommunalpolitische Wirken Bambergs über mehrere Jahrzehnte aus.

Ja, die Auszeichnung mache ihn stolz, gibt Peter Bamberg beim Besuch des Trierischen Volksfreunds in seinem Haus in Ayl zu. "Das ist 'ne tolle Sache. Eine Anerkennung", sagt der frisch und aktiv wirkende Mann, dem man die 81 Jahre nicht gibt. Ob er die Verdienstmedaille des Landes als "späte Genugtuung" empfinde? "Nein. Eine Genugtuung ist das für mich nicht. Schließlich habe ich das alles gerne gemacht. Es war mein freiwilliger Entscheid", sagt Bamberg. "Das alles" bedeutet unter anderem kommunalpolitisches Engagement in der SPD seit dem Jahr 1960. Ausschlaggebend sei eine Auseinandersetzung in einer Kneipe gewesen über die soziale Situation damals. "Mein Gesprächspartner war von der CDU und meinte zu mir: ‚Wenn es Dir nicht passt, kannste ja in die Ostzone gehen'." Statt in die Ostzone zu gehen, tat Peter Bamberg einen näher liegenden Schritt und trat in den SPD-Ortsverein Wasserliesch ein. In Waserliesch lebte der aus einer alt eingesessenen Schifferfamilie stammende Bamberg seit seinem sechsten Lebensjahr. In seinem Eintrittsjahr wurde er auch gleich Vorsitzender des SPD-Ortsvereins - 13 Jahre lang behielt er dieses Amt. Gerade einmal acht Mitglieder zählte die Vereinigung damals. Eineinhalb Jahre später waren es unter Bambergs Führung bereits 44. Die Aufgabe im Ortsverein reichte dem rührigen Mann allerdings nicht. Und so wurde er 1960 auch Mitglied des Kreistags, des Verbandsgemeinderates Konz und der Wahlkreisleitung in Trier. Durch berufliche Wechsel engagierte er sich später etwa in Ortsvereinen im hessischen Rommelshausen, dem saarländischen Heckendalheim oder in Saarburg. Seit 1998 ist er SPD-Mitglied in Tawern. In Wasserliesch hat der Mann, der mehrfach in seinem Leben die Arbeitsstelle wechselte, bleibende Spuren hinterlassen. Die prägendsten aus seiner Sicht: "Ich habe 1970 dafür gesorgt, dass auf der Reiniger Flur kein Gewerbe-Gebiet entsteht und die Bauern stattdessen Wein anbauen durften. Ansonsten wäre die Gemeinde zerstückelt worden." Elementar und von langfristiger Wirkung ist auch der von Bamberg betriebene Bürgerentscheid vom September 1970. 75 Prozent der Wasserliescher stimmten dagegen, dass der Ort in den Verband der Stadt Konz eingemeindet wird. Sein zweites, großes ehrenamtliches Betätigungsfeld ist das Fischereiwesen. Auch dort fungierte er in unterschiedlichen Gremien als Vorsitzender - etwa bei den Rotfedern in Wasserliesch - und das 41 Jahre lang - oder beim Bezirksfischereiverband Trier. Nicht allein Zeit, Ideen und Engagement brachte Bamberg ein. "Ein Drittel des Barbestandes im Verein in Wasserliesch sind Spenden von mir", sagt er. Warum hat Bamberg sich so engagiert? Der 81-Jährige lacht: "Ich kann nicht einfach rumsitzen. Ich muss immer was machen, und habe großen Spaß daran, gemeinsam mit anderen etwas auf die Beine zu stellen." Um persönliche Anerkennung sei es ihm dabei nicht gegangen, versichert er. "Egal, wo ich mich eingebracht habe - ich habe immer von ‚wir' gesprochen, sonst hätten sich andere zurückgesetzt gefühlt." Das Talent, das ihn bei seinen ehrenamtlichen Aufgaben und im Berufsleben weiter gebracht habe, unter anderem als Medialeiter der früheren Trierer WerbeagenturGaertner, Geschäftsführer einer Wasserliescher Malerfirma und Personalleiter beim Wasser- und Schifffahrtsamt Saarbrücken, beschreibt der äußerst geradlinig wirkende Mann so: "Ich bin ein Ordnungsfanatiker und habe überall Ordnung und Abläufe reingebracht." Sein Engagement habe er nie bereut und zieht durchaus Befriedigung daraus: "Ich bin stolz, zu jeder Zeit Menschen gefunden zu haben, die ich von meinen Ideen überzeugen konnte und wir gemeinsam etwas erreicht haben."

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