"Ich wollte alles human regeln"

WILTINGEN/SAARBURG. Knapp 40 Jahre war Tilmann Konz als Gerichtsvollzieher des Amtsgerichtes Saarburg tätig. Seit diesem Monat ist der 65-Jährige Ruheständler – und freut sich darauf, die Zeit mit seiner Frau zu genießen.

"Sein letzter großer Fall" hat überregional für Medien-Interesse gesorgt. Am 6. Juni musste Tilmann Konz mit seinem Mitarbeiter-Trupp ins Blümchesfeld nach Saarburg ausrücken, um dort ein Haus zu räumen, in dem eine Frau über Jahre hinweg mit 43 Ziegen gelebt hatte (der TV berichtete mehrfach). "Das hat mir zugesetzt"

"Diese Zwangsräumung hat mich berührt, mir richtig zugesetzt", berichtet der 65-Jährige, der mit seiner Frau in Wiltingen lebt. Dort, ein paar Straßen neben seinem Wohnhaus, ist auch die Pfandkammer, in der Konz die gepfändeten Möbel und Gegenstände für ein paar Wochen aufheben muss, bevor sie versteigert werden. In dieser Pfandkammer stehen noch zahlreiche Dinge, mit denen die Bewohnerin des "Ziegenhauses" gelebt hat: Das Klavier, eine Büste und einige Kisten sind hier unter anderem untergestellt. "Mich hat es einfach bewegt, zu sehen, wie jemand so leben kann", sagt Konz. Dabei hat der gebürtige Serriger während seiner fast 40-jährigen Tätigkeit einiges gesehen, Schicksale erlebt. "Ich musste eben die Urteile vollstrecken, die das Amtsgericht Saarburg gefällt hat. Dazu gehörte, Lohn und Gegenstände zu pfänden, aber auch so genannte Kindeswegnahmen nach Scheidungsurteilen durchzusetzen." Ein unangenehmes Gefühl habe ihn jedoch nie beim Pfänden beschlichen, sagt Konz. "Emotionen darf man dabei keine haben." Er habe auch nie Probleme mit den Menschen gehabt, die er aufsuchen musste. "Ich habe immer versucht, diskret aufzutreten, den Leuten so weit es ging zu helfen und alles human zu regeln." An eine spektakuläre Pfändung erinnert sich Konz nicht - wohl aber an eine einmalige Versteigerung in seiner Wiltinger Pfandkammer. Einen Rolls- Royce sollte Konz vor vielen Jahren unter den Hammer bringen. "Das Angebot war überregional ausgeschrieben, bei uns rappelte nur noch das Telefon. Zur Versteigerung kamen die Interessenten an einem Wintertag mit Eis und Schnee von überall her aus Deutschland." Für 50 000 Mark habe er den Wagen schließlich versteigert, um vom Käufer wenig später zu erfahren, dass dieser ihn kurz darauf für 120 000 Mark weiterverkauft hatte. "Ich fühlte mich dafür geeignet"

"Der Mann war in Monte Carlo unterwegs und ist auf der Straße angesprochen worden, ob er das Auto verkaufen möchte. Für 120 000 Mark hat er sich dann davon getrennt." Auch wenn solche ungewöhnlichen Versteigerungen nicht regelmäßig auf der Tagesordnung standen, habe Konz seinen Beruf sehr geschätzt. "Ich fühlte mich dafür geeignet, mochte den Umgang mit den Menschen." Eine "gewisse Freiheit" bringe das Gerichtsvollzieher-Dasein mit sich. "Man kann unabhängig arbeiten, sich die Zeit selbst einteilen." Um die Zeit, die ihm seit dieser Woche als Ruheständler zur Verfügung steht, sei ihm nicht bange: "Ich werde die Zeit gemeinsam mit meiner Frau Helma genießen, die für mich über all die Jahre die Schreibarbeiten erledigt hat und nun auch Ruheständlerin ist."

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