Ideen haben sie genug - Phantasie auch

PALZEM. Lob von höchster Stelle tut ganz besonders gut: Innenminister Walter Zuber hat das Kinder- und Jugendparlament Palzem mit 500 Euro ausgezeichnet. Und die "Knete" können die Jungen und Mädchen gut gebrauchen.

Beispielsweise für ihr Auto-Kino-Projekt oder einen Disco-Abend mit einem Top-DJ. Ideen und Engagement haben die Palzemer Jugendlichen genug. Und Phantasie auch. Kaum waren Mitte vergangenen Jahres die beiden Parlamente gewählt - die 9- bis 14-Jährigen sind im Kinderparlament vertreten, die 15-Jährigen und Älteren im Jugendparlament - haben sie sich Gedanken gemacht, wie Geld in die chronisch leere Gemeindekasse kommen könnte: Ortsbürgermeister Florian Wagner sollte zu Günther Jauch in die "Wer wird Millionär?-Show". Geklappt hat's mit der Spaß-Idee nicht, dafür aber mit anderen Projekten, beispielsweise mit dem Jugendraum in Palzem, den sich die Kinder und Jugendlichen bereits eingerichtet haben. Seitdem treffen sich dort die beiden Parlamente. Außer Forderungen auch eigene Ideen

Kinderbürgermeisterin Simone Fochs (15) kommt an jenem Montagabend etwas zu spät, ist aber sofort damit beschäftigt, Termine abzustimmen. Die Jungs und Mädels sind entschlossen, aus ihrer Gemeinde etwas zu machen, aber die "große Politik" empfinden sie nicht immer als Anregung. Beispielsweise hält Christina Jacob (15) die Rücktrittsdrohungen von Bundeskanzler Schröder, wenn der seine Vorstellungen nicht durchsetzen kann, für ziemlich "bescheuert": "Wenn wir unseren Jugendraum in Esingen nicht bekommen sollten, treten wir ja auch nicht zurück." Mitmachen ist in Palzem angesagt, auch wenn der eine oder andere dem vor über eineinhalb Jahren von Dekanatsjugendpflegerin Bea Leuk initiierten Kinder- und Jugendparlament zunächst etwas skeptisch gegenüberstand. "Aber das Projekt hat sich positiv entwickelt", sagt Simon Schmitt (17). "Vorher haben wir auf der Straße rumgehangen", weiß Janine Boes (18), was sie - speziell im Winter oder bei Regen - als nicht sonderlich spaßig empfunden hat. Und dauernd hätten die Nachbarn gemeckert. "Es gab nichts, über das sich nicht beschwert wurde", meint Jan Hoffmann (16), "aber Jugendliche machen nun mal Krach". Allerdings habe es damals auf der Straße wohl an der nötigen Portion Disziplin gefehlt, entgegnet Hermann Fusenig, der sich zusammen mit Eva Bröder um die Jugendlichen kümmert. "Stimmt", bestätigen einige in der Runde. Die beiden Betreuer sind ebenso stolz auf das Engagement der Jugendlichen in Palzem wie Ortsbürgermeister Florian Wagner: "Die fordern nicht nur, sondern haben eigene Ideen und setzen sie auch um." Was in einem Dorf mitunter weit schwieriger ist, als in einer Stadt wie Konz, wo ein teures Haus der Jugend mit entsprechendem Angebot aus dem Boden gestampft und fix und fertig wurde. Davon können die Palzemer Jugendlichen nur träumen, was sie aber nicht daran gehindert hat, aktiv zu werden: So haben sie eine Patenschaft für den Dilmarbach übernommen, einen Suchtpräventionsabend gestaltet, die Kinderkulturtage in Kreuzweiler organisiert und Lan-Partys veranstaltet. Regelmäßig treffen sie sich im Jugendraum, schmieden Pläne und beraten unter anderem wie sie die "Minister-Knete" am besten einsetzen können. Und sie haben sich Ziele gesetzt. Eines davon lautet: Jedes Dorf, das zur Gemeinde gehört - Dilmar, Esingen, Helfant, Kreuzweiler, Palzem und Wehr - soll einen Jugendraum bekommen. Dafür lohne der Einsatz, sind sich die Nachwuchspolitiker einig. Noch leisten sie Aufbauarbeit. Zwar seien viele Bürger über das Kinder- und Jugendparlament informiert, "aber die wenigsten interessiert es wirklich", meint die Kinderbürgermeisterin. Wie dem auch sei - eines haben die Jung-Parlamentarier schon jetzt erreicht: Zumindest die Jugendlichen aus den Dörfern sind zusammengerückt.

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