Im Einklang mit der Natur

PLUWIG. Das Haus von Ute Ammelounx verrät von außen nicht, was es in seinem Inneren verbirgt. Die Besitzerin bezeichnet es als einen "Zeit-haben-Ort" oder auch als ein Haus der Sinnenkultur. Sie gelte es zu wecken, zu fördern und zu pflegen. Dieses Streben vermittelt sie in ihrer Malschule und dem Probierstübchen mit eigenem Wildgehölzgarten.

 Selbst gebrannte Spirituosen im interessanten Ambiente: Ute Ammelounx lädt gerne in ihr Pluwiger Probierstübchen ein.Foto: Dietmar Scherf

Selbst gebrannte Spirituosen im interessanten Ambiente: Ute Ammelounx lädt gerne in ihr Pluwiger Probierstübchen ein.Foto: Dietmar Scherf

Ammelounx versucht unter ihrem Dach, dem "Haus für Besonderes und Ausgefallenes", Freude zu bereiten und Wohltun erleben zu lassen. Von außen weisen nur einige unauffällige Hinweisschilder darauf hin. Sich wohl fühlen und Freude erleben kann der Besucher bereits in der großen Diele. Viele großformatige Gemälde und Zeichnungen zieren die Wände. In allen Räumlichkeiten ist der Gast von Kunstwerken und viel Natur umgeben.Keine Farben aus der Tube

Die Natur - genauer gesagt die Wiesenkräuter, Wurzeln oder Früchte - hat Ammelounx in rund 150 verschiedenen Spirituosen, Gelees, Bränden, Bitter- und Heilschnäpsen verarbeitet. "Alles in Handarbeit", bekräftigt die "Kunsthandwerkerin", wie sie sich selbst bezeichnet. Tatsächlich geschieht bei ihr alles in Eigenregie: Vom Sammeln der heimischen Pflanzen und Früchte, über das Einmaischen, das Brennen, das Abfüllen in schön geformte Flaschen und das Entwerfen der individuellen Etiketten. Ihre Tochter Tina Strupp ergänzt die Arbeit der staatlich geprüften Kneipp-Bademeisterin, die auf ein Grafikstudium und 30 Jahre Erfahrung im Schuldienst verweisen kann. Im Untergeschoss des Hauses arbeiten fünf Frauen aus dem Tälchen mit Pinsel und Farben an ihren Gemälden. Ammelounx: "Farben aus der Tube gibt es bei mir nicht, auch sie kommen aus unserer Natur." Mit den Malkursen will sie den erwachsenen Teilnehmern die verschiedenen Techniken und das bildnerische Gestalten vermitteln. In den anderen Räumen dieser Etage steht der Besucher vor einem bunten Spektrum von Gläsern und Flaschen. In der "Geleeria" finden sich neben den bekannten Angeboten auch neue Kreationen. Darunter auch Gelee und Konfitüre aus Weiß- und Rotwein bis hin zu Joghurt und Dessertgelee. Beim Betreten des Probierstübchens schaltet Ute Ammelounx eine Hintergrundbeleuchtung ein, die die ganze Farbenvielfalt der alkoholischen Getränke in den Regalen erstrahlen lässt. "Das ist alles Natur", sagt sie und deutet auf die liebevoll drapierten Flaschen. Die Kreationen aus Himbeere, Speierling, Schlüsselblume oder Blüten von Buchen - um nur einige zu nennen - stehen neben denen mit "Apothekenqualität". Hinzu kommen nach alten Rezepten hergestellte Bitter aus Kräutern sowie Heilschnäpse aus Ginseng, Blutwurz oder Enzian. Die "Besonderen" hat sie zum Teil nach Rezepturen hergestellt, die aus den Anfängen der Likörherstellung überliefert sind. Die Brände sind aus ungespritzten Früchten, ohne Geschmacksverstärker, Farbträgern und ungesüßt. "Mein Hund Mara und ich in der Natur - da tun sich Welten auf", schwärmt die Ruheständlerin. Ihre Zuneigung zur Natur und der Malerei lagen bei ihr bereits in der Wiege. Der künstlerisch begabte Vater und der Großvater - ein Naturlehrer aus der Eifel - legten den Grundstock für die Talente, die sie nun in ihrem dritten Lebensabschnitt in Pluwig umsetzt. Die langen Spaziergänge mit dem Hund schufen bei ihr ein tiefes Bewusstsein für die heimische Flora und Fauna und für das, was man daraus machen kann. Ute Ammelounx: "Die Natur ist eine riesige Schatztruhe. Sie bietet uns so viel an, dass man nie aufhören darf, neugierig zu sein." Die pflanzlichen Zutaten für ihre Erzeugnisse sammelt sie in den angrenzenden Wäldern, an ökologisch unbedenklichen Wiesenrändern oder Heckenstreifen, auch an Bachläufen und Geröllhalden. Nicht nur Brombeeren, Himbeeren und andere Früchte sind ihre Favoriten, sondern auch die, die in Vergessenheit geraten sind. So hat bei ihr das Experimentieren mit Wildpflanzen zu interessanten Spirituosen-Neuheiten mit einer außergewöhnlichen Geschmacksbreite geführt. Ute Ammelounx will auch in den nächsten Jahren probieren, experimentieren und neue Rezepturen erfinden und kreieren. Sie ist sich dabei immer bewusst: "Wundermittel gibt es nicht, die Natur ordnet ins Ungleichgewicht Geratenes nur langsam, weil sie ganzheitlich angelegt ist. Der Mensch muss ihr mit Verstand und Geduld die nötige Zeit geben." Morgen: Stets am Ball - die "Fußballer-Familie" aus Kasel.

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