Im Pfarrheim sind die Männer Mangelware
Trassem · Im nächsten Jahr macht die Frauengruppe, die den Trassemer Seniorennachmittag anbietet, das Jahrzehnt mit ihrer Dienstleistung voll. Doch die älteren Herrschaften werden immer weniger. Männer haben dabei Seltenheitswert. Die sechs Damen wollen mehr Betagten Kaffee, Kuchen und auch mal ein Gläschen Wein anbieten.
"Wer einmal da war, kommt immer wieder", sagt Emmi Karl, eine von sechs Organisatorinnen des Trassemer Seniorennachmittages. Einmal im Monat treffen sich die Senioren des Dorfs im Pfarrhaus zu Kaffee und Kuchen, mal einem Gläschen Wein und schönen Gesprächen. Alles zusammen kostet das gerade mal drei Euro.
Der Nachmittag beginnt immer mit einem Gottesdienst, den Pastor Christian Struwe hier anbietet. Und das hat seinen guten Grund. "Die meisten Besucher sind über 80 Jahre alt und schaffen die fast 70 Stufen hoch zur Kirche einfach nicht mehr", erklärt Karl.
Ein weiteres Problem ist: "Rund 15 regelmäßige Besucher sind uns in den letzten Jahren weggestorben." Ihre Mitstreiterin Edith Felten lädt ein: "Die Menschen sollten sich aufraffen. Wir holen sie doch zu Hause ab und bringen sie wieder heim." Leute aus einem Seniorenheim abzuholen, sieht Hannelore Borens aber als problematisch an: "Das ist aus Versicherungsgründen schwierig. Die müssten mit dem Roten Kreuz gebracht werden. Meist drehen sich die Gespräche darum, wie es früher war, an schlimme Zeiten, aber auch, was schöner war als heute. Einmal im Jahr wird im Sommer auch beim Walderlebniszentrum gegrillt.
Immer wieder wurde verlangt, dass auch Ortsbürgermeister Roland Konter seine älteren Mitbürger im Pfarrhaus besucht. Diesmal ist er da und sagt: "Ich bin seit kurzem selbst Rentner, also einer von euch." Trassem habe sich mit Kastel-Staadt dem Saarburger Modell angeschlossen, bei dem Mannebach Vorreiter ist. "Das bedeutet, es werden neue Angebote für Senioren im Ort geschaffen", verspricht Konter. Das betreffe beispielsweise Hilfe zu organisieren, wo sie nötig ist. Eine Zukunftswerkstatt, bei dem sich jedermann einbringen kann, soll herausfinden, wo es fehlt und was neu organisiert werden kann.
Da kommt schon direkt die Bitte, über den Leukbach eine Brücke zu bauen, denn Trittsteine sind für ältere Leute ein unüberwindbares Hindernis. Die Brücke soll rollstuhlgerecht gebaut werden. Konter will sich bei seinen älteren Mitbürgern mit einem Tagesausflug bedanken.
Emmi Karl und ihre Mitorganisatorinnen Hannelore Borens, Adele Fusenig, Edith Felten, Hannelore Baltes und Marlene Dawen laden wieder am 23. April um 14 Uhr ins Pfarrhaus ein. Die 74-jährige Emmi Karl sagt: "Das macht mir Spaß. Bei der Freude unserer Besucher bekommen wir auch viel zurück." Extra
"Hier werde ich immer wieder an die Jugendzeit erinnert", freut sich die 82-jährige Hilde Baumann. Der Seniorennachmittag sei eine schöne Abwechslung im Alltag, denn sie treffe Leute, die sie sonst nicht sieht. "Hier ist immer was los", freut sich auch Ivonne Hein. Die 93-Jährige kommt deshalb immer wieder gern. doth