Im Zeichen des Viez

Weder an Nachwuchs noch an Tradition mangelt es der 330-Einwohner-Gemeinde Fisch: Rund 50 Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre wohnen im Dorf. Und der älteste Bürger keltert alljährlich seinen Viez.

 60 Fischer und Fischerinnen postierten sich vorm Jakobushaus für die TV-Kamera. TV-Foto: Klaus Kimmling

60 Fischer und Fischerinnen postierten sich vorm Jakobushaus für die TV-Kamera. TV-Foto: Klaus Kimmling

Fisch. Nur 330 Einwohner und doch eine Metropole? In Fisch kein Widerspruch. "Uns kann man schon als Viezmetropole bezeichnen", sagt zumindest der Ortsvorsteher der kleinen Saargau-Gemeinde, Dieter Schmitt, und garniert sein Urteil mit einem kleinen Augenzwinkern. Immerhin seien unter den 330 Einwohnern sechs professionelle Viez-Hersteller. "Dazu kommen bestimmt 30 bis 40 Haushalte, die Viez machen in eigenen Kelteranlagen."

Michael Winter hat am Vormittag schon 160 Liter abgepresst. "55 Grad Öchsle, aus eigenen und gespendeten Äpfeln", erklärt er. "Aber richtig deftigen Viez gibt's eigentlich erst in einem Monat, wenn die Äpfel richtig reif sind." Michael Winter muss es wissen. Denn mit 89 Jahren ist er der älteste Fischer auf unserem Foto. Erst vor ein paar Jahren hat er sich noch Apfelbaum-Parzellen dazu gekauft. "Auch meine Eltern haben schon Viez gemacht", sagt er. Und warum gefällt es ihm in Fisch so gut? "Ich bin ziemlich viel in der Welt rumgekommen, aber hier fühle ich mich wohl, hier bin ich zufrieden - ist doch schön, wenn man in meinem Alter so ein Gefühl erleben darf!"

Viez-Scheune für nächstes Jahr geplant



Traditionell geht's auch bei Familie Schreiner zu. Vor einem Jahr ist der Luxemburger Jean-Michel mit seiner Frau und drei Kindern in sein Haus im Fischer Neubaugebiet eingezogen. "Wir wollten ein Haus und dass meine Frau zu Hause bei den Kinder bleiben kann - in Luxemburg hätten wir uns das nicht leisten können", sagt der Familienvater. Und: "Ich fühl mich hier sauwohl." Nach Luxemburg zur Arbeit geht's jeden Tag per Linienbus. "In 40 Minuten, die Verbindung ist super, sogar besser als nach Trier", sagt Vater Schreiner. Töchterchen Mia ist mit zarten 15 Monaten die drittjüngste Fischerin, nach ihr wurden noch Vivien (acht Monate) und Nele (vier Monate) geboren. "Kinder haben wir viele", bestätigt Rita Lutz. Rund 50 Fischer und Fischerinnen unter 18 Jahren gibt es. Für die Kleinen organisiert Rita Lutz zusammen mit Karin Hein und Paula Kucharski die Spielstraße beim Viez-Fest am übernächsten Wochenende. "Wir sind noch auf der dringenden Suche nach Preisen, zum Beispiel kleine Bälle oder so", appelliert Lutz an mögliche Spender. Die erwachsenen Fischer dürfen sich auf etwas anderes freuen: Ein alter, an der Jakobus pilgerstraße gelegener Pferdestall soll zur "Viez-Scheune" umgebaut werden. Den Bauantrag hat das frisch gewählte Viezkönigspaar Armin Hunsicker und Petra Dehmer (siehe Bericht Seite 13) bereits gestellt. "Wir wollen die Viez-Scheune als Straußwirtschaft betreiben", erklärt die Viezkönigin. "Wir hoffen, im nächsten Jahr eröffnen zu können." Dazu gehören soll auch ein Museum mit alten, landwirtschaftlichen Geräten, ein Apfel-Lehrpfad und ein Bier- nein, Entschuldigung, natürlich ein Viez-Garten.

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