In Farschweiler wird Eigenintiative groß geschrieben

FARSCHWEILER. In der Reihe "Trier-Saarburg - ganz nah" wird in den nächsten zwei Wochen die Verbandsgemeinde (VG) Ruwer unter die Lupe genommen. Zum Auftakt stellt der TV jeweils einen Ort der betreffenden VG näher vor. Diesmal fiel die Wahl auf Farschweiler.

Mit rund 780 Einwohnern gehört Farschweiler zu den kleineren Gemeinwesen innerhalb der VG. Verkehrstechnisch ist der Ort durch die unmittelbare Anbindung an die B 52 gut erschlossen. Das Oberzentrum Trier, die A 1 und Luxemburg rücken dadurch in bequeme Reichweite - sofern man über einen motorisierten Untersatz verfügt. Weniger gut sieht es für ÖPNV-Benutzer aus - wie fast allerorts in der VG Ruwer.Der Sportverein als treibende Kraft

Ortsbürgermeister Werner Schmitt sieht in der geringen Einwohnerzahl keinen Nachteil. Im Gegenteil, sagt er, um so größer seien der Zusammenhalt im Ort und das Geleistete. Dabei verweist Schmitt auf eine Infrastruktur, die für ein Dorf dieser Größenklasse ungewöhnlich ist. Da wären etwa die Sportanlagen: In den vergangenen 30 Jahren wurde der Sportplatz drei Mal ausgebaut, eine Tennisanlage und ein voll erschlossenes Sportlerheim kamen hinzu. Als Triebfeder nennt der Ortsvorsteher den SV Farschweiler. Das sei "der starke Verein" in einem Dorf, in dem der Fußball ganz groß geschrieben werde. Schmitt: "Etwa alle zehn Jahre schafft es eine unserer Jugendmannschaften in die Rheinland-Liga. Wir sind eben ein ,Fußballdorf‘ wie Kaiserslautern eine Fußballstadt ist." Das Engagement des SV schlage sich auch in hohen Eigenleistungen nieder. Allein im Sportplatzgebäude steckten 30 Prozent Eigenleistung, und zurzeit würden in 100 Prozent Eigenleistung 400 Quadratmeter Fläche zwischen den Sportanlagen und der Grillhütte gepflastert. Die Grundschule ist auch zuständig für Herl und Lorscheid. In den vier Klassen werden im Schnitt 70 bis 80 Kinder unterrichtet. Baulich mit der Schule verknüpft ist das Bürgerhaus, das auch als Turnhalle von der Schule und dem Verein genutzt wird. Dazu der Ortsbürgermeister: "Man kann auch sagen, dass unser Bürgerhaus die fehlende Turnhallenkapazität im Osburger Raum auffängt." Im Keller des Hauses befindet sich ein Raum, der als offener Jugendtreff dient und von den jungen Nutzern selbst gestaltet wurde. Nicht zu vergessen ist die gute Grundversorgung, die insbesondere auf die Initiative einer Familie zurückgeht. Sie betreibt mit hohem persönlichem Einsatz einen modernen Edekamarkt, der an Umfang und Angebot den Rahmen dessen sprengt, was in Orten dieser Größenordnung normalerweise üblich ist.Vorteil durch Raiffeisen-Schließung

Doch der Einsatz und der Mut zur Neuinvestition haben sich bezahlt gemacht: Längst reicht der Kundenkreis des Marktes weit über die Dorfgrenzen hinaus. Da passt es ins Bild, wenn der kleine Ort noch über eine Gaststätte im Zentrum und über ein anerkanntes Restaurant im Außenbereich verfügt. Die Sparkassenzweigstelle steht nach dem Rückzug der Raiffeisenbank Schweich stellvertretend für die Finanz-Infrastruktur. Doch die Raiffeisen-Schließung - im ländlichen Raum immer schmerzlich - wurde in Farschweiler durch andere Vorteile ausgeglichen. Schmitt: "Zusammen mit der Kirchengemeinde haben wir das Bankgebäude gekauft und für die Nutzung durch die Frauengemeinschaft umgestaltet." Sehr preiswert sei von der Ortsgemeinde auch das ehemalige Raiffeisenlager erworben worden. Als wichtigste Ortsvereine nennt Schmitt den schon erwähnten SV und die Frauengemeinschaft, die mit ihren Aktivitäten sehr zum dörflichen Zusammenleben beitrage. Nicht zu vergessen die Freiwillige Feuerwehr: Sie errichtete vor mit rund 30 Prozent Eigenleistung ein stattliches Feuerwehrhaus. Inzwischen sei auch die Ausstattung als gut zu bezeichnen, so Schmitt, auch wenn "da und dort noch etwas fehlt". An Nachwuchssorgen leidet der Musikverein. "Bei der örtlichen Fußballbegeisterung ist es schwer, die Jugend für die Musik zu gewinnen", sagt Schmitt. Der dörfliche Charakter Farschweilers täuscht aber nicht über die wenig ländliche Erwerbsstruktur hinweg: Nur noch einen Haupterwerbslandwirt gibt es. Der größte Gewerbebetrieb ist eine Schreinerei mit rund 50 Beschäftigten. Die meisten Berufstätigen pendeln täglich zur Arbeit nach Trier und sogar nach Luxemburg. Schmitt: "Früher war das Saarland die ,große Arbeitsstelle‘ - aber das hat sich inzwischen geändert." "Expansionsgelüste" gibt es in Farschweiler keine. Der Ortsvorsteher verweist auf das 23 Grundstücke umfassende Neubaugebiet, deren Erschließung vorwiegend den Eigenbedarf decken soll. Schmitt: "Eine Vergrößerung des Ortes ist nicht unsere Absicht." Am Montag: Ein Osburger Bäcker und seine zündende Geschäftsidee.

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