Ist da wirklich "Bio" drin?

KONZ. Papier ist bekanntlich geduldig, und ein Etikett wehrt sich nicht. Darum müssen sich Läden, die Bio-Qualität anbieten, regelmäßig einer Sortimentskontrolle durch die zugehörige Organisation unterziehen.

Wenn sich jemand mit strengem Blick in einem Bioladen umschaut, muss dass nicht der Herr vom Amt sein. Meist ist es ein Sortimentskontrolleur, der überwacht, ob sich der Laden überhaupt mit einem der Bio-Qualitätssiegel schmücken kann. Gesetzliche Mindestanforderungen an das "Bio"-Kürzel gibt es seit 1993. Aber die meisten Verbände, die Zertifikate zuteilen, gehen mit ihren Maßstäbe über die Mindestanforderungen hinaus. Von oben bis unten auf Bio eingestellt

Der Bioladen "Knospe" in Konz hat sich dem Bundesverband "Naturkost und Naturwaren" angeschlossen. Der hat strenge Verpflichtungen für Mitglieder erlassen. "Naturkost"-Läden müssen zu 99 Prozent Bio-Produkte anbieten. Ein paar Ausnahmen gibt es nur bei Honig oder Obstsäften. Naturkostläden sind vom Fußboden bis zum obersten Regal auf Bio eingestellt und müssen notfalls auch Einschränkungen im Sortiment hinnehmen. In unregelmäßigen Abständen schickt der "Naturkost"-Verband dann Christian Strohmeyer los, einer von drei Kontrolleuren. Die überprüfen in jährlich 100 Läden, ob auch Bio drin ist, wenn "Bio" draufsteht. Strohmeyer überprüft die Herkunft der Produkte, die zum Verkauf stehen. Stammen sie von zertifizierten Herstellern? Hinten im engen Aufenthaltsraum schaut er die Wareneingangslisten durch und kontrolliert, ob die kleinen Lieferanten auch den Grundsätzen seines Verbands entsprechen - bei den großen ist das ohnehin bekannt. Und schließlich gibt es auch einige trojanische Pferde - Produkte, die von bekannten Bio-Herstellern vertrieben werden und doch nicht Bio sind. Für exotische Waren wie Bananen reist Strohmeyer sogar ins Herkunftsland und schaut dort nach. Gibt es Läden, denen das "Naturkost"-Siegel entzogen werden muss? Christian Strohmeyers Beanstandungen beschränken sich meist auf fehlplatzierte Produkte. Echte Flops hat er unter den 1500 "Naturkost"-Läden noch nicht erlebt. "Die Leute betreiben eben ernsthaft Bio", sagt er. Und was bringt der "Bio"-Aufwand dem Kunden? Nicht unbedingt vollständige Rückstandsfreiheit, weil die Umweltgifte dem besten Bio-Bauern die Ernte verhageln können. Aber doch zu immerhin 95 Prozent giftfreie Nahrungsmittel. Und im Geschmack sei Bio doch einfach deutlich besser, sagt Christian Strohmeyer. Nur einen Wunsch kann der Kontrolleur auch in den aktuellen "Geiz-ist-geil"-Zeiten nicht erfüllen: "Bio-billig - das geht nicht."

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