Jede Leistung ist gleich viel wert

Der Jubel war groß in der Trierer Porta-Nigra-Schule, als Ende November bekannt wurde, dass die Förderschule mit ihrem Projekt "Porta Workers" einen begehrten Preis der deutschen Wirtschaft gewonnen hat. Auch die beteiligten Schüler sind stolz auf den Spitzenplatz beim Wettbewerb "Fit for Job".

 Starke Truppe: die preisgekrönten „Porta Workers“ mit ihren Lehrern. Foto: Porta-Schule

Starke Truppe: die preisgekrönten „Porta Workers“ mit ihren Lehrern. Foto: Porta-Schule

Trier. Yvonne hat ihre gelbe Posttasche zum Pressetermin mitgebracht. Sie ist quasi die Briefträgerin der Porta-Nigra-Schule, erledigt Botengänge, bringt die Post zum Briefkasten. Stefanie gehört zur Grabpflege-Truppe, geht jeden Donnerstag zum Hauptfriedhof, um zwei Gräber in Ordnung zu halten. Heike und Alexandra besuchen regelmäßig Senioren im Altenheim Josefstift. "Die Leute mögen uns, weil wir gerne zuhören", erzählen sie. Es klappt so gut, dass sie ein Praktikum anschließen können.

Viele Trierer Firmen stellen Praktikumsplätze

 Starke Truppe: die preisgekrönten „Porta Workers“ mit ihren Lehrern. Foto: Porta-Schule

Starke Truppe: die preisgekrönten „Porta Workers“ mit ihren Lehrern. Foto: Porta-Schule



Es sind viele kleine Erfolgsgeschichten, die sich jetzt zu einem großen Erfolg vereinigt haben. Nebenan im hauseigenen "Café O Leh" klappert das Geschirr - gerade werden die Überreste des Brunches abgeräumt, den der von Schülern betriebene Catering-Service einmal wöchentlich organisiert. Und zwar komplett eigenständig, von der Material-Bestellung bis zur Abrechnung.

Das alles ist keine Selbstverständlichkeit, denn die Kinder in der Schule, die von der Lebenshilfe getragen wird, sind behindert. In unterschiedlicher Form und Intensität. Trotzdem sind in der Werkstufe hier alle "Porta Workers", will heißen: Jeder übernimmt eine Aufgabe, die ihn mit dem Arbeits-Alltag in Verbindung bringt - "im Rahmen seiner Möglichkeiten", wie Rektorin Pia Rücker betont.

Das kann ganz unterschiedlich sein. Da gibt es erfahrene Profis wie Fensterputzer Franz-Josef, der auch schon mal den einen oder anderen Nebenjob übernimmt. "Wir sind eine schnelle Truppe", sagt er grinsend. Und die Fensterreinigungs-Jobs im Kindergarten oder bei den Stadtwerke-Bussen seien "auf jeden Fall interessanter, als den ganzen Tag in der Schule zu hängen".

Jeder hat "sein" Projekt, um sich an die Arbeitswelt zu gewöhnen. Der "Aktivitätsbereich Arbeit und Beruf" besteht an der Porta-Schule aus zwei Elementen: dauerhafte Projekte, denen man sich einmal in der Woche im Rahmen des normalen Stundenplans widmet. Und Schwerpunktwochen, in denen der Regelstundenplan entfällt und es für jeden Schüler eine genaue Arbeitsplanung gibt. Ein Konzept, das die Vereinigung der Wirtschaftsjunioren Deutschland offensichtlich überzeugt hat. Denn unter 105 Schulen, die sich um den "Fit for Job"-Preis 2008 für vorbildliche Berufsvorbereitung beworben hatten, wurde die Porta-Nigra-Schule zu einem der vier Hauptpreisträger gekürt - als einzige Förderschule (der TV berichtete).

Dass das Projekt so gut funktioniert, liegt auch daran, dass es in Trier genug Firmen gibt, die Aufgaben und Praktikumsplätze zur Verfügung stellen. Auch die Zusammenarbeit mit dem Integrationsfachdienst sei gut eingespielt. Geld verdienen die Schüler bei ihren Jobs übrigens nicht, Gewinne werden in Arbeitsgeräte, aber auch gemeinsame Aktivitäten investiert. "Für uns", sagt die Schulleiterin, "ist jede erbrachte Arbeitsleistung gleich viel wert".

Meinung

Der Preis ist hochverdient

Es ist schön, dass ausgerechnet die Wirtschaftsjunioren in einer Zeit, wo viel von Elite die Rede ist, eine Schule auszeichnen, die für die Leistungs- und Lebensfähigkeit ihrer Schüler mindestens genauso viel tut wie ein Hochbegabten-Gymnasium für die der seinen. Auch wenn die meisten der Porta-Schüler schwerlich eine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt haben werden. Aber sie haben ein Recht darauf, das Beste aus ihren individuellen Möglichkeiten zu machen. Und die wichtigste Aufgabe der Schule ist, ihnen dabei zu helfen. Vielleicht würde es auch anderen Schulformen nicht schaden, sich diesen Blickwinkel zu eigen zu machen. Egal, ob die Porta-Schüler später mal in einem normalen Unternehmen, einem Integrationsbetrieb, in einer Werkstatt oder in einer Tagesförderstätte arbeiten werden: Die Schule hat ihnen das Rüstzeug vermittelt. Der Preis ist hochverdient. d.lintz@volksfreund.de

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