Jedem wird der Spiegel vorgehalten

SAARBURG. Was Banker, Lehrer oder IHK-Geschäftsführer in ihrer Freizeit auf die Beine stellen, davon können sich Besucher des Rock-Musicals "Licht ins Dunkel - behind the wall" am Samstag, 20 Uhr, in der Stadthalle Saarburg ein Bild machen. Der Trierische Volksfreund präsentiert gemeinsam mit der Volkshochschule Saarburg und der Stadthalle Saarburg das Spektakel.

Florian Prinz' Urteil zum Rockmusical "Licht ins Dunkel - behind the wall" fällt kurz und bündig aus: "Cool" befindet der Zehnjährige über das rund dreistündige Stück, in dem er am Samstag eine tragende Rolle spielen wird. Acht Stunden hat er dafür am Sonntag geprobt - "sehr diszipliniert", wie sein Vater Wolfgang Prinz lobt. Auch er wird auf der Bühne der Stadthalle Saarburg stehen: Als Sänger ist Prinz eingeplant. "Licht ins Dunkel - behind the wall" ist ein frei erfundenes Rockmusical mit der Original-Musik aus der Rockoper "The wall" der britischen Kult-Band Pink Floyd. Kreativer Kopf hinter der Geschichte ist der Trassemer Christian Müller. Auf 43 Seiten hat er in einem Storyboard Handlung und Dialoge festgehalten. Thematisiert werden der Generationen-Konflikt und die Problematik um das schwindende Interesse zwischen Jung und Alt. Dabei basiere die Idee auf einer Zufalls-Begegnung, erläutert Müller. Beim Brainstorming zu einem neuen musikalischen Projekt mit einem Freund in der Kneipe habe sie ein älterer Herr in ein Gespräch über den Ersten Weltkrieg verwickelt. "Zunächst waren wir ein bisschen genervt. Dann ist uns klar geworden, wie wichtig es ist, dieser Generation zuzuhören." Daraufhin hat der frühere Leiter des Kirchenchores Merzkirchen eine Geschichte entwickelt rund um einen alten Mann, dessen Frau gestorben ist, und der mehr und mehr vereinsamt. Seine Kinder und Enkel besuchen ihn nur noch selten. Stellvertretend für dieses Beziehungsgeflecht sehen die Zuschauer Gesprächs-Szenen zwischen dem Großvater und seiner Enkelin. Währenddessen zieht sich nach und nach eine zehn Meter breite, überdimensionale Mauer hoch - Symbol für die wachsende Entfremdung und Kälte zwischen den Protagonisten. Ein böser Geist tritt als eine Art Showmaster auf und verweist auf die Keile, die zwischen die Akteure geschoben werden. "Die Geschichte spielt auf mehreren Zeit- und Handlungs-Ebenen", erklärt Christian Müller. So übernimmt etwa der zehnjährige Florian Prinz die Rolle des Großvaters als Kind, das den Ersten Weltkrieg erlebt. Unterlegt werden diese Rückblicke durch dokumentarische Kriegs-Filmaufnahmen. Überhaupt spielt eine ausgefeilte Ton- und Licht-Technik eine große Rolle während der Aufführung. Aus dem Team von Thomas Schwab hat Christian Müller entsprechende Fachleute engagiert.Alles in Eigenregie produziert

Die sechsköpfige Band, darunter bis auf zwei Berufsmusiker nur leidenschaftliche "Freizeitrocker" wie IHK-Geschäftsführer Albrecht Ehses, und die vier Sänger hat Müller für das Rockmusical zusammengetrommelt. "Insgesamt stehen 30 Leute hinter dem Projekt. Die Zusammenarbeit ist einfach toll, weil jeder seine Ideen einbringt und vom Fähnchen bis zum Mauer-Bühnenbild alles in Eigenregie hergestellt ist", sagt Sänger Wolfgang Prinz. 23 000 Euro kosten die vier über dieses Jahr verteilten Auftritte. Mit Hilfe von Sponsoren-Geldern und durch den Eintritt sei das finanzierbar, erläutert Müller. Dass das Stück, das die Akteure im November in der Trassemer Kirche aufgeführt haben und Müller für die aktuellen Auftritte in größeren Hallen umgeschrieben hat, generationsübergreifend interessiert, steht für die Beteiligten außer Frage: "In Trassem waren sehr viele ältere Zuschauer, von denen sich einige die Tränen weggewischt haben", erinnert sich Prinz. "Es gibt eine Szene einer Bomben-Nacht, die sehr stark anrührt." Darüber hinaus gewinnt Prinz dem Stück etwas anderes ab: "Egal welcher Generation die Zuschauer angehören - jeder kriegt einen Spiegel vorgehalten." Karten (11/16 Euro): www.licht-ins-dunkel.de, Telefon 06581/920000 oder Bücher Volk, Saarburg.

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