Jiddische Lieder sind gut fürs Herz

GUSTERATH. Es war kein gewöhnliches Gesangs- oder Musikkonzert, das Helga Bohnet und Norbert Jakobs präsentierten. 70 Zuhörer erlebten einen denkwürdigen Abend im evangelischen Gemeindezentrum mit jiddischem Liedgut.

Eingeladen hatte die Volkshochschule (VHS) Pluwig-Gusterath. So dankte die Leiterin der VHS, Monika Straßel " unserem Ortsbürgermeister Günter Scherer, denn die Gemeinde unterstützt diese Veranstaltung finanziell". Die jiddische Sprache werde in der ganzen Welt wieder gepflegt. Deshalb forderte Straßel auf: "Lasst uns behutsam mit dieser Kultur umgehen.”Die in Konz lebende Helga Bohnet will gemeinsam mit Norbert Jakobs (Waldrach) zur Völker-Verständigung beitragen. Bohnet hatte sich schon als kleines Mädchen mit dem Holocaust und der jüdischen Kultur beschäftigt, da ihre Vorfahren aus dem Osten stammen.Ihre gemeinsame Liebe zum jiddischen Liedgut entdeckten die beiden Theologen während ihrer Referendarzeit. Im Laufe der Jahre bauten sie ihr Repertoire auf. "Seit mehr als 15 Jahren beschäftigen wir uns damit und haben bereits zahlreiche Konzerte gegeben", erzählt Bohnet.Und seit sieben Jahren sind sie regelmäßig in Bernkastel, Wittlich, Luxemburg, Trier oder an der Saar zu sehen. So erklären die beiden Musiker: "Mit unseren Konzerten wollen wir eine fast vergessene musikalische Kultur wach und den reichen Schatz der jiddischen Lieder des osteuropäischen Judentums lebendig halten.”Bohnet interpretiert sie aus dem Bauch: "Die Lieder des Judentums sind gut fürs Herz.”Und obwohl beide die Sprache nie gelernt haben, sind sie doch fasziniert davon. Die Mischung aus vielen Kulturen - aus Russischem, Orientalischem und deutschem Liedgut - ist denn auch aus ihren Vorträgen zu hören. Wenn die Übersetzungen der Wörter einmal fehlen, werden sie nur gedeutet.Denn, erläutert Jakobs, "ein Teil dieser Lieder ist hauptsächlich im Ghetto und während des Widerstandes entstanden". Zu allen Liedern erzählten die Künstler eine passende Geschichte, zeigten Fotos aus dem jüdischen Alltag, Anfang des 20. Jahrhunderts.Sprache der Juden aus Osteuropa

Auch die Entstehung des Jüdischen als Sprache machten Bohnet und Jakobs anschaulich: "Jiddisch ist die Sprache der Juden Osteuropas. Sie kam auf, als Juden verfolgt wurden, und während der Kreuzzüge aus Mitteleuropa in den Osten gezogen waren. Dort behielten sie in Gettos ihre Muttersprache Deutsch bei.”Mit der Zeit seien verschiedene slawische Sprachen hinzugekommen. Jiddisch wurde zur Sprache vieler Juden auf der ganzen Welt.Helga Bohnet und Norbert Jakobs boten mit ihren Liedern und Fotos ein eindrucksvolles Konzert, das unter dem Motto "Sog nischt kejnmol ” stand. Der Applaus zeigte, dass sie mit ihrem Konzept auf offene Ohren stießen.

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