Jung und Alt am Mittagstisch

TRIERWEILER. Wenn in der Senioren-Residenz Niederweilerhof in Trierweiler täglich 48 lebhafte Kinder Stimmung verbreiten, hat das einen besonderen Grund: Seit dem Sommer ist die naheliegende Grundschule als Ganztagsschule eingerichtet. Die Ganztagsschüler essen in der Senioren-Residenz zu Mittag – Jung und Alt kommen sich nahe.

Das Konzept der Grundschule Trierweiler könnte Modellcharakter haben: Alte und behinderte Menschen einerseits, die an der Lebendigkeit junger Schüler teilhaben. Kinder andererseits, denen die Gebrechlichkeit alter Menschen gesellschaftlich oft verborgen ist, und die sie dort als selbstverständlich wahrnehmen. Die Idee, für die sich bereits der frühere Bürgermeister Bernhard Kaster (CDU) einsetzte, wird seit den Sommerferien in Trierweiler umgesetzt. Jeden Mittag spazieren die 48 Ganztagsschüler unter Aufsicht zu der 300 Meter entfernten Senioren-Residenz, um dort die "Menüauswahl, die auf alle individuellen Wünsche eingeht", vorzufinden, wie Schulleiter Peter Wagner lächelnd lobt. Seit September besuchen 48 von insgesamt 150 Kindern den Ganztagszweig bis 16 Uhr an vier Schultagen in der Woche. Mit ausschließlich positiven Rückmeldungen, wie Wagner sagt. Wichtig sei den Eltern gewesen, dass die Hausaufgabenbetreuung wegen der Förderung von Kindern nur durch Lehrer erfolgt. Mindestens einmal pro Tag gebe es ein Sportangebot. Neben anderen Sportaktivitäten ist ein weiterer Hit der Trierweilerer Grundschule das neue Kin-Ball-Angebot: Dabei spielen die Kinder unter Anleitung einer ausgebildeten Lehrerin mit einem Ball von 120 Zentimetern Durchmesser. Naturkundliche Untersuchungen, ein neu gegründeter Chor, ein reichlich ausgestatteter Computerraum, Werkräume mit Brennofen und Außenanlagen, von denen manche städtischen Schulen nur träumen können, runden das üppige Angebot ab. "Wir sind eine grüne Schule", bestätigt Wagner in Anspielung auf die weitläufige, naturnahe Umgebung mit Spielplätzen und Sportanlagen. Da bleibt es nicht aus, dass auch aus anderen Gemeinden die Schüler nach Trierweiler kommen. "Der Transport der Schüler läuft reibungslos, und es existiert ein neu gebauter Betreuungsraum", sagt Wagner erleichtert. Nur ein Ruheraum fehle noch. Kommunionsunterricht für Ganztagsschul-Drittklässler wird während der Schulzeit erteilt, um den Kindern eine weitere zeitliche Belastung zu ersparen. Nachmittags wird klassenübergreifend gearbeitet - 16 Angebote von Arbeitsgemeinschaften und Projekten gibt es. "Später könnten die Kinder den alten Menschen vorlesen, vorspielen oder künstlerische Projekte umsetzen", blickt Wagner in die Zukunft. "Das war das Beste, was sie machen konnten", findet der 85-Jährige Trierweilerer Gustav Kröger, der zusammen mit seiner Nachbarin in die Senioren-Residenz zum Mittagessen geht. "Wenn die Kinder kommen, erinnern wir uns an unsere Kindheit. Wir waren auch nicht anders."

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