KOMMUNALPOLITIK: Sie will den Lückenschluss, er den Aufstieg

KONZ. Rund 250 Interessierte nutzten beim Wahl-Forum des Trierischen Volksfreunds am Montagabend im Kloster Karthaus die Gelegenheit, sich ein Bild der Landrats-Kandidaten Katarina Barley (SPD) und Günther Schartz (CDU) zu machen. Dabei bewiesen beide Bewerber, dass sie Wert auf einen „fairen Wettkampf“ legen. Gleichwohl blieben deutliche Unterschiede nicht verborgen.

Dass die meisten Wahlveranstaltungen überwiegend von „politisch Festgelegten“ und Partei-Mitgliedern besucht werden, ist kein Geheimnis. Deshalb machte TV -Redakteur Dieter Lintz, der das Forum gemeinsam mit seinem Kollegen Frank Giarra moderierte, zu Beginn des Abends die „Probe aufs Exempel“: „Ich würde gerne wissen, wer hier im Publikum nicht Mitglied einer Partei ist“, sagte Lintz und bat die Besucher um ein Handzeichen. Dinge in die Hand nehmen und sie ändern „Eine qualifizierte Minderheit“ machte Lintz aus und sorgte mit dem Praxistest für Gelächter im Saal und auf dem Podium für die Gelegenheit zum „lockeren Aufwärmen“. Das schien zunächst durchaus notwendig – wirkte selbst „Polit-Profi“ Günther Schartz in den ersten Minuten angespannt. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde zur Person ging es „ans Eingemachte“. Auf die Frage, warum sie sich entschlossen habe, in die Politik einzusteigen und was sie damit verbinde, meinte Katarina Barley: „Sich politisch zu engagieren, bedeutet für mich, zu versuchen, Dinge in die Hand zu nehmen und sie zu ändern. Dabei ist mir wichtig, dass man Politik nicht um der Macht willen betreibt. Man sollte die Menschen ernst nehmen und nichts versprechen, was man nicht halten kann.“ Das Landrats-Amt reize sie deshalb, weil es die „Schnittstelle zwischen Bürgern und der Verwaltung“ darstelle. Was die 36-Jährige dafür qualifiziere? „Ich gehe sehr kooperativ mit Mitarbeitern um. Was ich kann, ist Menschen motivieren, sie mitnehmen. Ich habe ein ehrliches Interesse an Menschen.“ Günther Schartz warf für sich gleiche, aber auch andere Argumente in die Waagschale: „Ich stehe mitten im Leben mit meiner Familie. Ich komme aus der Region und spreche die Sprache der Menschen hier. Ich kann Menschen motivieren und sie mitnehmen.“ Etwas ins Stocken gerieten beide Kandidaten, als sie eine Einschätzung bezüglich der Stärken und Schwächen des anderen abgeben sollten – und bewiesen schließlich, dass sie Wert auf möglichst pfleglichen Umgang miteinander im Wahlkampf legen. „Wir haben bislang ein sehr, sehr gutes Verhältnis. Ich habe mich im Wahlkampf von Günther Schartz fair behandelt gefühlt“, meinte die Juristin – und nannte als Schwäche: „Dass er überall, wo er reinkommt, immer gleich ’ne Runde schmeißt. Das bringt mich in Zugzwang.“ Günther Schartz seinerseits verzichtete darauf, sich über einen vermeintlichen Negativ-Punkt seiner Mitbewerberin Gedanken zu machen und sagte: „Ich habe sie als sehr charmante und freundliche Dame kennen gelernt und finde es erfreulich, dass unsere Parteien im Wahlkampf nicht aufeinander los gegangen sind.“ Gefragt nach den jeweiligen inhaltlichen Schwerpunkten, die sich die Kandidaten für den Fall ihres Wahlsiegs gesetzt haben, nannte Günther Schartz: „flexible Kinder-Betreuung, ein klares Bekenntnis zur Wirtschaftspolitik, schnelle und kompetente Beratung für Unternehmen, mehr Bürgerfreundlichkeit bei der Kreisverwaltung und der Ausbau des ÖPNV.“

Katarina Barley meinte dazu: „In unseren Flyern steht hinsichtlich der Themenschwerpunkte so ziemlich das Selbe drin. Unsere Ziele sind ähnlich, nur die Wege dort hin sind verschieden.“ So sei sie nicht der Meinung, dass das Tagesmütter-Modell geeignet sei und strebe vielmehr eine Ausweitung des bestehenden Kinderbetreuungsmodells an. Offen gegenüber einer Verwaltungsreform zeigten sich beide Kandidaten. So betonte Schartz, es gebe „keine Besitzstände, der Gesetzgeber muss den Mut haben, wirkliche Striche zu ziehen“. Barley erklärte: „Eine umfassende Reform darf kein Tabu-Thema sein.“

Unterschiedlicher Auffassung sind die Kandidaten hingegen bei der Frage angestrebter Straßenprojekte. Während für den CDU-Mann der Moselaufstieg nach wie vor Priorität hat, nannte Barley „den Lückenschluss der A 1“ als wichtigstes Projekt. Eine andere Sicht der Dinge betonte Barley auch im Hinblick auf die Kandidatur. Ganz bewusst habe sie bei den Wahlplakaten auf das SPD-Logo verzichtet: „Das ist eine Personen-Wahl. Ich bin nicht die SPD im Kreis und wäre sicher auch nicht immer in allen Punkten einer Meinung mit ihr.“

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