Kampf gegen den wilden Müll: 100.000 Euro Bußgeld drohen Umweltsündern

Saarburg/Kirf · Illegal entsorgter Müll ist nicht nur hässlich, sondern auch gefährlich. Gift kann Wasser verseuchen und in die Nahrungskette gelangen. Die Polizei klärt nach eigenen Angaben immerhin 65,1 Prozent der Fälle auf. Den Tätern drohen bis zu 100.000 Euro Bußgeld. Trotzdem gibt es seit dem Frühjahr wieder mehrere Fälle.

Saarburg/Kirf. Mitten im Grün, am Ortsrand von Kirf, türmt sich ein Haufen grauer Steine auf. Irgendjemand hat dort Bauschutt illegal abgeladen. Es ist bei weitem nicht der einzige Fall. Immer wieder entledigen sich Menschen ihres Mülls, indem sie ihn einfach in Wald und Flur kippen - ein kreisweites Problem (der TV berichtete).
Die fachgerechte Entsorgung des Bauschutts "wird uns mindestens wieder 500 Euro kosten. Wer weiß, was da noch alles darunterliegt", klagt Kirfs Ortsbürgermeister Josef Krug, der ebenfalls nicht zum ersten Mal vor dem Problem steht. Dabei wird allzu oft nicht nur Schutt oder Grünschnitt illegal entsorgt, sondern auch gefährliche Stoffe wie Elektroschrott oder asbesthaltige Eternitplatten. Solche musste Krug erst vor vier Monaten beseitigen - für 850 Euro.
Immerhin: Ein mutmaßlicher Täter wurde inzwischen ermittelt. Er soll die Platten im Frühjahr an mehreren Stellen abgeladen haben, unter anderem auch in Merzkirchen. "Wir haben ihn in Regress genommen", sagt Kreissprecher Thomas Müller. Über die Höhe des Bußgeldes und den Herkunftsort des Verschmutzers gibt der Kreis mit Hinweis auf das laufende Verfahren keine Auskunft. Nach TV-Informationen kommt der Täter aus einem Dorf kurz hinter der saarländischen Grenze.
Für die Bürger der betroffenen Gemeinden ist es doppelt ärgerlich. Sie zahlen mit ihren Steuern und Abgaben für die Entsorgung. Außerdem engagieren sie sich bei den jährlichen Dreck-weg-Tagen. Etwa 20 Helfer machen in Kirf regelmäßig mit. Der Müllcontainer für die Aktion kostet laut Krug 500 Euro. In Sachen Grenzverkehr äußert er sich zurückhaltend. Er könne nur vermuten, nicht beweisen, dass es "Mülltouristen aus dem Saarland waren". Höhere Gebühren dort führten schon mal zu Transporten über die Landesgrenze.
Umwelt-Polizei mit guter Quote


Für die Kosten der Entsorgung kommt der Steuerzahler auf. Im Kreis Trier-Saarburg waren es im vergangenen Jahr 64 500 Euro für 260 Tonnen illegal abgeladenen Müll. In Hermeskeil hat der Leiter des Bauhofes, Volker König, Probleme an Glascontainern. "Die Leute laden auch Sachen ab, die da nicht hingehören", sagt König. Und wenn der Zerfer Ortsbürgermeister Dieter Engelhardt an einen großen Reifenstapel am Kapellenweg zurückdenkt, kann er nur appellieren: "Alle Bürger müssen wachsam sein, um die Zeitgenossen zu erwischen, die so was machen." Der Ortschef selbst hat mitangepackt, um die Altreifen auf die Deponie des Zweckverbands Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) nach Mertesdorf zu bringen. "Ich versteh\'s ja auch nicht, denn es wird doch alles vom ART abgeholt", sagt er mit Resignation in der Stimme. Die Umweltsünder sparen weder Zeit noch Geld.
Ratsam ist es, Anzeige zu erstatten, was auch Dieter Engelhardt wegen der Reifen getan hat. Beim Polizeipräsidium Trier gibt es seit 1993 ein eigenes Kommissariat für Umweltdelikte. Polizeisprecher Karl-Peter Jochem macht auf die Gefahren aufmerksam, die von illegaler Müllentsorgung ausgehen: "Die Risiken treten unter Umständen erst mit Verzögerung ein." Das Grundwasser oder ganze Gewässer und der Boden können verunreinigt werden. Auch Menschen und Tiere, die damit in Berührung kommen, können Schäden davontragen - oder Giftstoffe gelangen in die Nahrungskette.
Stolz ist Jochem auf die Aufklärungsquote von 65,1 Prozent 2011, eine leichte Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren. Dieses Ergebnis sei der "intensiven Ermittlungsarbeit des Fachkommissariats" zu verdanken, sagt Jochem.
Strafen bis 100 000 Euro


Seit Juni gilt zudem ein neues Kreislaufwirtschaftsgesetz: Die Neufassung sieht für Umweltsünder im schlimmsten Fall 100 000 Euro Bußgeld und bis zu zehn Jahren Gefängnis vor. Die Kosten für die Entsorgung des Mülls trägt der Täter zusätzlich. Dass die Täter ein so hohes Risiko eingehen, ist kaum verständlich. Denn einige Abfälle können beim ART sogar gebührenfrei abgegeben werden.
Mehr Information gibt es beim Abfalltelefon unter 0651/9491414. Dort ist zu erfahren, welcher Müll wohin gehört und wann er zu Hause abgeholt werden kann. Auf der Internetseite www.art-trier.de gibt es rechts ein Suchfenster für das Abfall-Abc.
Extra

Einen der jüngsten Fälle meldet das Forstamt Saarburg: "Ende vergangener Woche haben wir im Wald sieben graue Plastiksäcke mit Grünschnitt an der Pegelschneise im Kammerforst gefunden", sagt Helmut Steuer vom Forstamt Saarburg. Es sei der dritte Fall seit Anfang Juli. Zuvor hätten Mitarbeiter des Forstamts Reifen auf dem Weg zur Salzquelle und einen Kühlschrank an der Zufahrt zum alten Truppengelände gefunden. Im Schnitt werde monatlich ein Fall registriert. thie

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