Kein Anblick zum Innehalten

Die Saarburger Unterstädter sind verärgert: Erneut hat sich jemand am Missionskreuz im Staden zu schaffen gemacht und den Christus-Korpus vom Kreuz gerissen. Offensichtlich weil die Figur zu schwer war, ließen der oder die Vandalen sie neben dem Kreuz liegen. Bei der Aktion wurde der Korpus empfindlich beschädigt.

Saarburg-Niederleuken. Kopfschüttelnd steht Wolfgang Hausen-Mabilon vor dem entweihten Kreuz im Staden in Niederleuken. "Es fehlt einfach etwas. Seit jeher beobachte ich viele Menschen, die am Kreuz mit dem Jesus-Korpus vorbeikommen, kurz stehen bleiben und ein Kreuzzeichen machen. Manche beten auch." Polizei tippt auf Auftragsdiebe

Alles andere als einladend zum Innehalten ist der Anblick des Kreuzes allerdings seit einigen Tagen. "In der Nacht von Freitag, 27., auf Samstag, 28. April, muss sich eine oder mehrere Personen an dem Kreuz zu schaffen gemacht haben", berichtet Wolfgang Hausen-Mabilon. "Die Polizei geht davon aus, dass es Auftragsdiebe waren, die versucht haben, die Figur abzumontieren und auf einschlägigen Märkten zu verkaufen." Sicherlich seien die Täter davon ausgegangen, dass die Figur aus Gips ist. "Als sie gemerkt haben, dass es Naturstein ist, der kaum zu tragen ist, haben sie den Korpus wohl zurückgelassen", mutmaßt Hausen-Mabilon. Bei der Aktion haben sie offensichtlich derart viel Gewalt angewendet, dass beide Hände der Figur abbrachen. Auch an der Rückseite ist die Figur beschädigt. Das Kreuz steht seitdem ohne die Figur in traurigem Zustand an der Begrenzungsmauer zur Gärtnerei Kind im Staden. Die Figur verwahrt Wolfgang Hausen-Mabilon bei sich zu Hause - schließlich stammt sie von dort. "Für das Missionskreuz aus dem Jahr 1739 hat mein Onkel, Alfons Hausen-Mabilon, nach dem Ersten Weltkrieg den Christus-Korpus gestiftet - als Dank dafür, dass er unversehrt nach Hause kehrte."Im Zweiten Weltkrieg wurde die Figur beschädigt. Wolfgang Hausen-Mabilon nahm Figur und Kreuz ab, bewahrte den Korpus in der Glockengießerei auf und brachte einen geschnitzten Holz-Korpus an. "Der wurde 1978 gestohlen und tauchte nie wieder auf." Daraufhin ließ Hausen-Mabilon den alten, bis dato verwahrten Korpus, von Restaurator Günter Mrziglod aus Tholey restaurieren und neu fassen. 1992 segnete Dechant Ehlen die Jesus-Figur, die nun wieder zerstört ist. Mit diesem Zustand findet sich Hausen-Mabilon nicht ab. "Wir lassen den Korpus wieder reparieren. Eine entsprechende Anfrage habe ich bereits beim Sohn des damaligen Restaurators in Tholey gestartet."1500 D-Mark habe die Reparatur damals gekostet. "So viel dürfte es heute in Euro werden", schätzt der Saarburger. Dennoch kein Grund für ihn, die Figur nicht reparieren zu lassen - zumal er auf Spenden einiger Stadener hofft. Fest steht für Hausen-Mabilon: "Die Unterstädter wollen den Korpus wiederhaben, und ich hoffe, dass dies vor den Sommerferien der Fall sein wird."

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