"Kein Feld für Experimente"

TRIER. Das seit 1. Januar in Kraft getretene Landesgesetz zur pflegerischen Angebotsstruktur nimmt die Kreise in die Pflicht. In der jüngsten Kreistagssitzung warb die SPD für die Einführung von "Dorfzentralen". Die CDU traut dem Caritasverband am ehesten zu, die gesetzlich geforderten ehrenamtlichen Dienste aufzubauen.

Auf Antrag der SPD-Fraktion befasste sich der Kreistag erneut mit dem "Landesgesetz zur Sicherstellung und Weiterentwicklung der pflegerischen Angebotsstruktur". Es verpflichtet die Landkreise und kreisfreien Städte, eine den örtlichen Anforderungen entsprechende und die Trägervielfalt berücksichtigende pflegerische Angebotsstruktur zu gewährleisten und weiterzuentwickeln. Nach Ansicht der Sozialdemokraten geht der Verlust von Versorgungseinrichtungen in den kleinen Dörfern mit einem Verlust der Kommunikationsplattformen einher. "Die meist älteren Menschen vereinsamen und kommen nicht mehr an die gewohnten Informationen", sagte SPD-Sprecher Alfons Maximini. Deshalb stelle sich seine Fraktion in jeder größeren Gemeinde eine "Dorfzentrale" vor, in der sich die Senioren, deren Angehörige und Pflegekräfte über wichtige Themen der Pflege und Betreuung sowie andere Themen des Zusammenlebens informieren können. Die Leitstelle des Kreises "Älter Werden" soll laut Maximini noch mehr als bisher die Koordinierung der Altenhilfe- und Seniorenarbeit übernehmen. Es gebe ja bereits eine Vielzahl von Initiativen, Seniorentreffs, Arbeitsgemeinschaften und Einrichtungen der offenen Altenhilfe im Kreisgebiet. Maximini: "Wir brauchen einen Mix aus professionellen und ehrenamtlichen Kräften." Das könne nur gelingen, wenn man sich mehr als jetzt um Pflege- und Betreuungsmethoden im ländlichen Raum kümmere. Die Pflegekonferenz im April sei ein Schritt in die richtige Richtung gewesen.Kritik an Trägerschaft im Fünf-Jahres-Rhythmus

Albert Jäger (CDU) befürchtet, dass es Probleme bei der Trägerschaft der Beratungs- und Koordinierungsstellen (Beko) geben könnte. Wenn sich die Pflegedienste - wie das Gesetz es vorschreibt - mit der Kreisverwaltung auf einen Träger für fünf Jahre einigen sollen und diese Stelle dementsprechend schnell wechsele, verwirre man die Bürger. Bisher sei dies im Zuständigkeitsbereich einer Sozialstation vernünftig geregelt gewesen. Aufgrund der gerichtlichen Intervention der privaten Pflegedienste habe das Land aber seine Förderpraxis ändern müssen und nun seien Träger wie der Caritasverband und das Rote Kreuz in finanzieller Bedrängnis. Jäger: "Wir müssen uns deshalb der Probleme annehmen." "Wir müssen ein scharfes Auge auf die Umsetzung haben", pflichtete Heide von Schütz (Bündnis 90/Die Grünen) bei. Die Pflege sei kein Feld für Experimente; die Kontinuität müsse erhalten bleiben.

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