Kein Katzenjammer unterm Tannenbaum

Keine Frage: Es gibt wohl kaum ein Kind, das am Heiligabend nicht gerne eine kleine Katze, einen Hund oder ein Meerschweinchen in die Arme schließen würde. Doch oft ist die Freude über das putzige Präsent nur von kurzer Dauer. Denn Pflichten und Kosten, die mit der Tierhaltung verbunden sind, trüben schnell die Freude, sagen Fachleute.

 Ein süßes Samtpfötchen zu Weihnachten? Solche Aktionen nehmen nicht immer ein gutes Ende. Foto: TV-Archiv

Ein süßes Samtpfötchen zu Weihnachten? Solche Aktionen nehmen nicht immer ein gutes Ende. Foto: TV-Archiv

Saarburg. (uq) Wer in den vergangenen Tagen bei Liane Christmann angeklopft und sich nach einem süßen Kätzchen erkundigt hat, der musste damit rechnen, dass ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen wird. Denn in der Zeit vor Weihnachten lässt die Vorsitzende des Vereins herrenloser Katzen aus Saarburg nicht mit sich reden und gibt keine der Vierbeiner ab, die in ihrer Obhut sind. "Tiere sind kein Geschenk", sagt sie kategorisch. Zu viele schlechte Erfahrungen hat sie damit in den vergangenen Jahren gemacht.

Behandlungskosten beim Tierarzt steigen



"Die Kinder verlieren sehr schnell das Interesse. Dann müssen sich die Eltern um das Tier kümmern", sagt Christmann. Die Pflichten und Kosten würden dabei von vielen Familien unterschätzt. "Und insbesondere die Behandlungen beim Tierarzt werden immer teurer. Das ist der reinste Wahnsinn", berichtet die Tierliebhaberin. Alleine die Grundimpfung und die Kastration einer Katze kosten jeweils etwa 100 Euro.

Sich ein Tier zuzulegen, sei eine Entscheidung fürs Leben. "Darüber denken die Leute nicht nach", berichtet Christmann. Allein der Tumult an Heiligabend sei für viele Tiere unerträglich. Und wird der Familienzuwachs nach kurzer Zeit wieder im Tierheim abgegeben, sei das für sie ein Schock.

Auch der Saarburger Tierarzt Gilbert Heinrich ist der Ansicht, es sei "tunlichst zu vermeiden", Hunde, Katzen und Co. auf dem Gabentisch zu platzieren. "Das Tier wird hier als Ware angesehen", folgert er. Es passiere regelmäßig, dass die Beschenkten nichts von dem lebenden Präsent wüssten und mit der Aufgabe überfordert seien. "Es ist schwierig, jemandem damit eine Freude zu machen." Und viele Tiere würden nach Weihnachten ins Tierheim gebracht.

Manche Menschen gehen sogar so weit, das Tier auszusetzen, berichtet Andreas Lindig, der Leiter des Tierheims Tier, das auch für das Gebiet Saarburg zuständig ist. Insbesondere Kleintiere seien davon betroffen: "Sie werden in Kartons ausgesetzt oder in Plastiksäcken weggeworfen." Lindig macht vor allem Baumärkte als Übeltäter aus, die in dieser Jahreszeit sogar Rabatte auf Kaninchen, Fische und Hamster gewähren. Diese würden somit leichtfertig gekauft und anschließend wieder entsorgt. Ein Zoofachgeschäft in der Region habe in diesem Jahr sogar Kleintiere verschenkt. "Das ist pervers und gehört verboten", sagt Lindig.

Allgemein hat Christmann die Erfahrung gemacht, dass in der Region Saarburg immer mehr Tiere ausgesetzt werden.

"Das könnte mit den hohen Tierarztkosten zusammenhängen", mutmaßt sie. Selbst Rassetiere seien von dieser Lieblosigkeit betroffen. "Es nimmt überhand." Gerade vor diesem Hintergrund sei ein unüberlegter Kauf zu vermeiden - gerade zu Weihnachten.

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