Kein Material ist vor ihm sicher

RIOL. Wer Alois Reis besucht, merkt schon an den Skulpturen im Vorgarten: Hier wohnt ein Künstler. Der Rentner ist ein Multitalent, das Innere seines Hauses eine Augenweide.

Der Zeichenlehrer hat Alois Reis zu Schulzeiten imponiert. "Von ihm habe ich viel gelernt", sagt der 75-Jährige. Während des Zeichenunterrichts merkte der waschechte Rioler schnell, "dass mir das Malen liegt". Heute gleicht sein Haus einem Schmuckkästchen. Ölbilder zieren jeden Raum, Holzskulpturen und Reliefs setzen bewundernswerte Akzente. Mit der Malerei so richtig losgelegt hat der Vater zweier Töchter aber erst vor 16 Jahren. In der Zeitung ist er damals auf die Anzeige "Malkurs mit Irene Romanski in Schweich" gestoßen. Der vierfache Großvater hat sich angemeldet und ist seitdem Pinsel und Farbe treu geblieben. Alois Reis bevorzugt die realistische Malerei. "Ich habe mich noch nicht umgestellt." Seine Lieblingsmalerin ist die einstige Kursleiterin Irene Romanski. "Sie kann sehr gut malen", sagt er, und Bewunderung schwingt mit. Nicht nur auf Leinwänden tobt Alois Reis seine Talente aus, er hat auch ein Faible für Holzskulpturen. Seine ersten Figuren waren Josef, Maria, Hirten und Schafe, alles Figuren für die Weihnachtskrippe. Die hat er Ende der 50er-Jahre hergestellt. "Sie stehen heute noch jedes Jahr unter dem Weihnachtsbaum meiner Schwester." Bacchus, Weinmotive jeglicher Art, Madonnen und den Heiligen Antonius hat der Rentner geschnitzt. Kein Material ist vor dem Künstler sicher: Kugeln aus Ton hat er geformt, und es gab eine Zeit, in der er Kupferbilder getrieben hat. Die Namensschilder an den beiden Ortseingängen von Riol und das Wappen im Gemeindehaus tragen ebenfalls seine Handschrift. "Mir macht es eben Spaß, etwas herzustellen, was nicht jeder kann", sagt das Multitalent. Das Eigenheim hat er zum größten Teil selbst erbaut. Er hat verputzt, geschreinert, gemauert, Fliesen gelegt… "Ich nehme jede handwerkliche Herausforderung an." Jüngst hat Alois Reis ein neues Hobby entdeckt: das Dichten und Komponieren. Zwei seiner einfühlsam geschriebenen Gedichte, die von vergangenen Zeiten erzählen, haben die TV-Leser bislang in der Wochenendausgabe erfreut. Seine Enkeltochter, sie studiert Kunst, hat die Gedichte des Opas zu einem Buch gebunden. Alois Reis wollte als 20-Jähriger die Kunstgewerbeschule besuchen. Und er wollte die Eltern mit ihrem Weinbergsbetrieb nicht im Stich lassen. Er ist daher =in Riol geblieben und hat viele Wege gefunden, seiner Kreativität Ausdruck zu verleihen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort