Kein altes Eisen

KONZ. Sie sind 50 und mehr Jahre alt, zählen zu den Langzeit-Arbeitslosen – trotzdem zählen sie noch lange nicht zum "alten Eisen". Im Landkreis Trier-Saarburg zählen rund 300 Kundinnen und Kunden der Agentur für Arbeit zu diesem Problemkreis. Ihnen wieder "Arbeit und Brot" auf dem ersten Arbeitsmarkt zu verschaffen, ist Ziel der "Perspektive 50plus", die bereits erste Erfolge meldet.

Hintergrund der Aktion ist die Erkenntnis, dass das Wissen und die Arbeitskraft der über 50-Jährigen nicht ungenutzt bleiben dürfen. Deren Kenntnisse zu nutzen und an die nächste Generation weiterzugeben sowie zugleich die Lebenssituation der vielfach bereits "Abgeschriebenen" nachhaltig zu verbessern, ist sowohl eine rechnerische als auch sozialpolitische Aufgabe. Der komplette Name der bundesweiten Aktion des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales ist sperrig: "Perspektive 50plus - Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen". Ebenso sperrig ist die vollständige Bezeichnung der hiesigen Institution: "Vermittlungszentrum Perspektive 50plus im Auftrag der Agentur für Arbeit Trier und des Landkreises Trier". Weniger kompliziert lassen sich die ersten Erfolge beschreiben. Im Bereich der Arbeitsgemeinschaft (Arge) in Konz wurden seit Beginn der zunächst auf zwei Jahre angesetzten Aktion im November 2005 zehn aus diesem Personenkreis in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt, sechs weiteren Projektteilnehmern winken derzeit feste Arbeitsverhältnisse. In den insgesamt neun Vermittlungszentren der Region Trier waren es 78 Langzeitarbeitslose. Förderungsdauer beträgt zwei Jahre

Im Rahmen eines bundesweiten Ideenwettbewerbs hatte eine unabhängige Jury im September des vergangenen Jahres 62 regionale Modellprojekte von insgesamt 93 beteiligten Arbeitsgemeinschaften und kommunalen Trägern ausgewählt. Sie werden über einen Zeitraum von zwei Jahren gefördert. In die Region Trier fließen rund fünf Millionen Euro. Zum Projekt Trier gehören die Arbeitsgemeinschaften der Agentur für Arbeit Trier und der Landkreise Bitburg-Prüm, Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich, der Stadt Trier sowie des Landkreises Daun. Nach einer Testphase wird in Berlin entschieden, welche Vermittlungszentren ihre Arbeit fortsetzen. In der Region wurden insgesamt neun Vermittlungszentren für diejenigen Arbeitslosen aufgebaut, von denen jedes 20 Ältere umfassend betreut: statistische 2,5 Anleitungs-, Schulungs- und Betreuungskräfte trainieren, beraten und vermitteln ihre Kunden drei Monate lang. Während dieser Zeit gilt Anwesenheitspflicht beim Unterricht, der Kenntnisse auffrischen und neues Wissen vermitteln soll. Daran schließt sich eine weitere dreimonatige Betreuungsphase ohne die Verpflichtung zu täglicher Anwesenheit an. Wird einer der Teilnehmer in ein Arbeitsverhältnis vermittelt, oder scheidet ein Teilnehmer aus anderen Gründen aus, wird die Gruppe aus einem eigens dafür aufgebauten "Nachrücker-pool" ergänzt. Die Arge rechnet damit, dass "unter Berücksichtigung von Vermittlungen und sonstigen Abgängen in der zweijährigen Projektlaufzeit rund 2000 Ältere in die Vermittlungszentren einmünden können" - soll heißen: Man hofft, den größten Teil der Kunden in festen Arbeitsverhältnissen unterbringen zu können. Um potenziellen Arbeitgebern die Entscheidung für ältere Arbeitnehmer zu erleichtern, gibt es Eingliederungszuschüsse für die Betriebe beziehungsweise Unternehmen - eine Politik, die sich für alle Beteiligten rechnet. Politiker und Wirtschaftler sind in der Pflicht

Mit der Perspektive 50plus wurden ausgetretene Pfade der Arbeitsvermittlung verlassen und Persönlichkeiten aus Kommunal- und Regionalpolitik sowie aus der regionalen Wirtschaft in die Pflicht genommen. Winfried Manns, Bürgermeister der Stadt und Verbandsgemeinde Konz, hat als Pate des Vermittlungszentrums Konz zugesagt, seine Verbindungen zu hiesigen Unternehmen für das Projekt einzusetzen (siehe auch "Auf ein Wort"). Betriebspatenschaften haben Kerstin Betz (Hotel "Aulmann" und Restaurant "Kartoffelkiste", Trier) sowie Horst Kruchten (Direktor des Bereichs Pflege des Arbeiterwohlfahrt-Landesverbandes Saarland) übernommen. Kruchten will noch im Laufe dieses Jahres mehrere Projekt-Teilnehmer sozialversicherungspflichtig einstellen. Kerstin Betz hat mit zwei 50plus-Vermittelten "beste Erfahrungen" gemacht. Und ein weiterer Unternehmer, Franz Görtz von der Firma Elenz, versprach bei der Vorstellung des Projekts in Konz: "Schickt mir zehn von euren Leuten. Wenn sie geeignet sind, stellen wir sie sofort ein."

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