Kein leichter Stoff zur Premiere

TRIER. Die erste Ratssitzung des neuen Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Trier-Land hatte es in sich. Die Hochwasserproblematik brennt Vielen an Sauer und Kyll auf den Nägeln.

Die ersten Tage des Jahres 2003 werden vielen Menschen in derVerbandsgemeinde Trier-Land in schlechter Erinnerung bleiben.Sauer und Kyll wiesen Rekord-Pegelstände auf. 185 Gebäude warenbetroffen. Der Schaden belief sich auf mehr als 500 000 Euro.Weil sich der neue Bürgermeister, Wolfgang Reiland, im Wahlkampfden Hochwasserschutz auf die Fahnen geschrieben hatte, erstauntees nicht, dass sich der VG-Rat in Reilands Premierensitzung mitder Thematik befasste. Joachim Gerke ist ein gefragter Mann

Gefragtester Mann war Joachim Gerke, Leiter der Trierer Regionalstelle Wasserwirtschaft der Struktur- und Genehmigungs-Behörde Nord. Der Experte ist zwar nur für Gewässer erster Ordnung, zum Beispiel Mosel und Sauer, zuständig, weiß natürlich aber auch über Gewässer zweiter Ordnung, wie die Kyll, Bescheid.

Für die Kyll ist zwar der Kreis Trier-Saarburg verantwortlich, doch musste sich Kreisbeigeordneter Helmut Reis auf den Sachstand für die Gemeinde Kordel beschränken. Die Detail-Informationen lieferte ebenfalls Joachim Gerke. Über allem, was über das Januar-Naturereignis von den Ratsmitgliedern in die Diskussion geworfen wurde, stand eine Bemerkung Gerkes. "Es war ein besonderes Ereignis, das wir so bisher nicht gekannt haben und das nicht kalkulierbar war. Wir können dieses Ereignis nicht zum Maßstab für unser zukünftiges Handeln machen."

Ardennen und Südeifel seien "überregnet" gewesen. Auf die voll gesaugten Böden sei dann zwischen dem 1. und 3. Januar noch eine Unmenge Regen gefallen. Weder seien, wie vermutet, Stauseen geöffnet worden, noch trage die zunehmende Versiegelung der Böden Schuld. Gerke: "Es war ganz einfach ein flächendeckendes Ereignis in der Südeifel."

Pläne, wie die am schwersten betroffenen Orte wirksamer geschützt werden können, liegen vor. Für die Sauer (Bereich der VG Trier-Land) sieht sie so aus: "Langsur hat erste Priorität", sagte Gerke. "Danach folgen Ralingen, Wintersdorf und Metzdorf." Für Langsur liege die so genannte Projektunterlage, die technische, geologische und finanzielle Details beinhalte, vor. "Sie geht noch in diesem Jahr nach Mainz", versprach er. Über den Baubeginn könne er nichts sagen.

"Wir haben überall Schutzmaßnahmen versprochen, können das aber nicht halten", erläuterte der Vertreter des Landes mit Blick auf die leeren Kassen. "Oberbillig bringt alles durcheinander", fügte er an. Hintergrund: Die Kosten für die in Oberbillig laufenden Arbeiten haben sich auf rund elf Millionen Euro verdoppelt.

Orth mahnt Planungssicherheit an

"Es muss zumindest eine Perspektive da sein, die Orte brauchen Planungssicherheit", mahnte Karl-Heinrich Orth (CDU). Er spielte darauf an, dass die ehemalige Umweltministerin Klaudia Martini den Langsurern für 2003 den Beginn der Arbeiten versprochen hatte.

In Kordel soll, so Helmut Reis, im Jahr 2005 mit Sicherungsarbeiten begonnen werden: "Wir dürfen nicht mehr warten."

"Die Grundrichtung muss stimmen", mahnte Bürgermeister Reiland. Er machte sich für einen weiteren Pegel an der Kyll stark. Der Pegel Densborn (Kreis Daun) sei nicht mehr verlässlich. Immerhin wird der Pegel Rosport in die Hochwassermeldungen aufgenommen - vorerst allerdings nur der Ist-Stand und nicht die Vorhersagen. Der besseren Information soll auch eine Broschüre dienen, die den Bürgern zum Beispiel alle wichtigen Telefonnummern liefert. Denn etwas, so Gerke, müsse Gesetz sein: "Die Schadensvorsorge steht ganz oben."

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