Keine "Post-lose Zeit" in Nittel

NITTEL. Das Sterben der Postfilialen im Landkreis scheint munter weiterzugehen. Neueste Hiobsbotschaft: Die Postfiliale in Nittel soll zur Disposition stehen. Gar nicht gut zu sprechen auf die Deutsche Post AG ist daher der Nitteler Ortsbürgermeister Karl-Heinz Frieden.

Der Ortsbürgermeister hat läuten hören, dass die Deutsche Post AG ihre Filiale im Obermoselort dicht machen will. Keine Sekunde zögerte er, dagegen Sturm zu laufen und setzte alle ihm zur Verfügung stehenden Hebel in Bewegung, um das drohende Unheil abzuwehren. Aber: "Die sprechen nicht mit uns", klagt Frieden und macht seinem Ärger über die Post Luft. Mehrseitige Briefe schickte Frieden (mit Abgabe in der Nitteler Filiale) an die Deutsche Post, Niederlassung Koblenz, sowie seinen jüngsten Brief eine Etage höher, nämlich an die Vertriebsdirektion Filialen des Postunternehmens in Frankfurt am Main. Trotz eines erneuten Briefs hüllen sich die Post-Manager gegenüber Frieden bis dato in Schweigen. Ganz Nittel sei aufgeschreckt, seit ein Handzettel an der Außentüre der Filiale hängt mit der Aufschrift: "Verehrte Kunden: Die Postfiliale Nittel, Weinstraße 34, schließt in diesen Räumen am Freitag, 27. Juni, 12.30 Uhr. Mit Bedauern, ihre Postfiliale Nittel, Marlene Boesen". Dabei hat Ortschef Frieden keineswegs vorgeschobene, sondern handfeste Gründe, um die Filiale am Leben zu erhalten. Aber die Zeit drängt. Womöglich spiele die Post sogar mit diesem Trumpf, vermutet das Gemeindeoberhaupt: "Ich empfinde es als eine große Ignoranz und Ungehörigkeit, die Gemeinde bisher im Ungewissen gelassen zu haben", schreibt Frieden in seinem Brief nach Koblenz: "Wie und wo soll die neue stationäre Versorgung nach dem 30. Juni erfolgen?"Der Mietvertrag läuft aus

Außerdem: "Was haben Sie bisher dafür getan?", will Frieden auf den Punkt wissen. Zum Verständnis: Ende diesen Monat läuft wohl der Mietvertrag für die Filiale in der Weinstraße aus. Zwar habe die Post nicht gekündigt, aber dies komme dem Unternehmen wohl gerade Recht, vermutet Frieden. Er weiß von der Existenz einer Vorschrift, wonach die Post verpflichtet sei, stationäre Einrichtungen in Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern zu unterhalten. "Wie mir über Dritte bekannt wurde, sind die Verhandlungen zur Einrichtung einer Postagentur wegen unannehmbarer Konditionen endgültig gescheitert", schrieb er nach Frankfurt. Für einen Rückzug des gelben Riesen spräche auch ein Rundschreiben vom Mai an die Poststellen in der Region, wonach in Kürze die Postbankleistungen von den örtlichen Filialen nicht mehr angeboten werden sollen. Frieden: "Salami-Taktik." Schon jetzt befindet sich zwischen Konz und Nittel keine Postfiliale mehr, nachdem Wellen aufgegeben worden war. Wincheringen und Tawern seien beim besten Willen unannehmbar für die Nitteler Bürger, allein schon wegen des Fehlens öffentlicher Verkehrsmittel. Nicht zuletzt durch die Nähe zu Luxemburg würde die Nitteler Postfiliale von vielen Kunden aus dem Nachbarland frequentiert - Berufspendler nicht zu vergessen. Leidtragende bei einem Rückzug wären auch die Winzer im Zentrum des Obermoselweinbaus, die unzählige Verkaufsunterlagen, Angebote und Preislisten sowie Weinpakete seit jeher zur Nitteler Post brächten. Schließlich führt Frieden den Tourismus ins Feld mit "jährlich mehr als 70 000 Übernachtungen in einem dynamisch wachsenden und aufstrebenden Ort." Da kann sich der Ortsbürgermeister kaum vorstellen, dass aus wirtschaftlichen Gründen der eigenen Postfiliale der Garaus gemacht werden soll. Die Bedenken der Nitteler kann Stefan Heß, Pressesprecher der Post AG in Frankfurt, in einem Gespräch mit dem TV nicht nachvollziehen, denn: "Wir bleiben in Nittel präsent, egal in welcher Betriebsform, ob mit Partner oder in Eigenregie." Gespräche mit Kooperationspartnern des Nitteler Einzelhandels seien geführt worden: "Wir sind da auf einem gutem Wege", verrät Heß. Man stehe kurz vor dem Abschluss der Verhandlungen. Die Kooperation könne sehr schnell beginnen. Ziel der Post sei ein "nahtloser Übergang". Und eine "Post-lose Zeit" in Nittel werde es nicht geben.

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