Kinder, Kuhstall, Kommunalpolitik

BONERATH. (kat) Gudrun Koltes ist sie einzige Ortsbürgermeisterin der Verbandsgemeinde Ruwer. Mit ihrem Sohn Sebastian (7) und der Tochter Barbara (4) "schwätzt" die Landwirtin "Platt". Dass manche Kinder denken, dass Fritten aus dem Supermarkt kommen, findet sie furchtbar.

"Noch nie habe ich so viel telefoniert wie in den drei Tagen nach der Wahl im Februar", sagt Gudrun Koltes. Kaum gesagt, klingelt auch schon das Handy. Am anderen Ende ein Bürger, der Informationen von der Ortsbürgermeisterin braucht. Zehn Meter weiter führt der Vater der 37-Jährigen die Arbeit im Kuhstall zu Ende. "Im Alleingang könnte ich das alles nicht machen. Meine Eltern und Stefan, mein Mann, unterstützen mich auf allen Ebenen sehr." Seit vier Monaten ist die Landwirtschaftsmeisterin Orts-Chefin der 260-Seelen-Gemeinde. Ihr erster Eindruck: "Von den Bürgermeistern bin ich gut aufgenommen worden. Die Arbeit macht Spaß." Oft hat sie in der letzten Zeit gehört: "Super, dass eine Frau das geschafft hat". Politisch unerfahren, stehen ihr die Politik-Kollegen bei Fragen mit Rat zur Seite. Ihre Stärken sieht sie darin, dass sie viele Leute kennt, und "neue Besen kehren gut". Bewusst ist ihr, dass sie es nicht jedem recht machen kann, "aber das hat nichts mit dem Geschlecht zu tun". Gudrun Koltes krempelt die Ärmel hoch für die Gemeinde. Die freiwilligen Pflasterer am Eingangsbereich des Bürgerhauses hat auch sie mit Muskelkraft unterstützt. Anpacken ist sie gewohnt. Ihr Arbeitstag beginnt um halb sechs in der Früh: Kälber füttern, Kühe von der Weide holen, Melken im Anbindestall. "Dass ich Landwirtin werden will, wusste ich schon als Kind." Die Kindheit auf dem elterlichen "Langeichhof" hat den Grundstein für den Berufswunsch gelegt. Mit der Mittleren Reife hat die Hobby-Reiterin das Auguste-Viktoria-Gymnasium verlassen und sich überwiegend vom Vater zur Landwirtin ausbilden lassen. "Und drei Monate war ich in einem Schweinebetrieb." Heute ist sie Landwirtschaftmeisterin. Dass Arbeiten in und mit der Natur liebt sie immer noch an ihrem Traumberuf. Dass viele Menschen keinen Bezug mehr zur Natur haben, bedauert sie. Und: "Dass viele Menschen fälschlicherweise glauben, alles ist planbar, färbt leider immer mehr auf die Landwirtschaft ab." Ihre Kinder, Sebastian und Barbara, haben Naturerleben direkt vor der Haustür. Mit den Sprösslingen spricht sie Dialekt. "Wir sprechen alle Platt, da sehe ich nicht ein, dass ich mit meinen Kindern Hochdeutsch sprechen soll." In der Schule hat der Junior keine Probleme. Interessant sei, dass Sebastian mit seinem Freund Michael, der auch Dialekt spricht, Hochdeutsch plappert. Es ist eben nicht alles planbar.

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