Kinder machen Politik

LONGUICH. Longuich ist mit dem Projekt "Spielleitplanung" auf dem Weg zu mehr Kinderfreundlichkeit. Der TV sprach mit Dirk Marmann, Jugendpfleger der Verbandsgemeinde Schweich und pädagogische Fachkraft des Projekts, über Kinder und Politik, Ideen und Entwicklungen.

In kleinen Gruppen sind die Schüler der Grundschule Longuich losgezogen, um ihren Ort unter die Lupe zu nehmen. Die Aufgabe war, "blöde Orte" und "Lieblingsorte" zu fotografieren. Das Ergebnis brachte die Erwachsenen manches Mal ins Staunen.Kinder als Experten entdeckt

Das neue Café in Longuich - dort war früher der Jugendclub - erfahren die Kinder und Jugendlichen als große Bereicherung. Auch die Kirche und den Treffpunkt "am Brunnen" haben einige Kinder zu den beliebten Orten gezählt. Ein Dorn im Auge hingegen war ihnen beispielsweise der Bolzplatz mit seinem holprigen Belag und löchrigen Tornetzen. Auch, dass es nur sehr wenige Spielgeräte auf dem Schulhof gibt, betrachteten die Kinder mit Argwohn. "Endlich werden Kinder und Jugendliche als Experten entdeckt", sagt Dirk Marmann. Dass Longuichs Kinder als Bündnispartner in die Politik eingebunden werden, ist ein Teil der so genannten Spielleitplanung, ein Landesprojekt, dessen Umsetzung der Rat beschlossen hatte und das somit verbindlich wurde. Teil der Planung ist die Bestandsaufnahme aller Orte und Flächen, an denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten und aktiv werden. Der Streifzug mit der Kamera durch den Ort war ein Baustein der Bestandsaufnahme. "Die Kinder sind begeistert, weil ihre Ideen endlich gefragt sind", sagt Dirk Marmann. "Und sie spüren, dass sie ernst genommen werden, weil zeitnah etwas geschieht." So wie auf dem Schulhofgelände. Die Arbeiten zur Installation einiger Spielgeräte und Holzhütten hat bereits begonnen. Die Spielleitplanung bringe viele Vorteile mit sich: "Kinder und Jugendliche werden in die Politik eingebunden, sie lernen mit Politik umzugehen", sagt Marmann. Hier könne bei manchem Kind der Grundstein für ein langfristiges Interesse an Politik und der Gemeinde gelegt werden. "Ein weiters Plus ist, dass Fehlplanungen vermieden werden können", sagt der pädagogische Projekt-Begleiter. So könnten bei der Erschließung des künftigen Neubaugebietes von Anfang an Treffpunkte gepflegt werden. Die Vielzahl der Möglichkeiten und Impulse, die Spielleitplanung biete, trage insgesamt zu einer Belebung der Dorfgemeinschaft bei. Das Projekt kann nur realisiert werden, weil in Longuich viele mitmachen: Kinder und Jugendliche, Eltern, die Schule, der Kindergarten und die Vereine. "Wer heute in Familienfreundlichkeit als Standortfaktor investiert, ist später, im Hinblick auf die demografische Entwicklung, sicher besser dran", sagt Dirk Marmann. "Und Kinder fühlen sich wohler, weil ihre Wünsche respektiert werden."

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