Kinderarbeit in der Hölle

KONZ-FILZEN. Sie ist seit 2004 Ortsvorsteherin in Filzen-Hamm – und realisiert seit letztem Jahr eine gute Idee, die Menschen in der Ortsgemeinde zusammenzuschweißen. Angela Schneider (FWG) initiiert Projekte für Kinder und Eltern, zuletzt am Freitag in dem Waldstück "In der Hölle".

"Treffpunkt ist der Parkplatz oberhalb von Filzen", steht auf der Einladung. Während der Sammelpunkt Einheimischen sicher glasklar ist, irrt die ortsfremde TV-Mitarbeiterin durch Ort und Wald - auf der Suche nach der Gruppe, die gleich einen Bachlauf reinigen will. Geführt durch einen zufällig angetroffenen, freundlichen Filzener, dem der Zeitpunkt der Aktion eher dubios anmutet. "Dann wäre mein Enkelkind auf jeden Fall doch auch dabei", überlegt er. Tatsächlich wartet eine Gruppe von Kindern, Müttern und Vätern hoch über Filzen auf einem Traktor-Anhänger auf weitere Gefolgsleute, bis es ruckelnd und zuckelnd hinein in den Wald geht - "In die Hölle", erklärt Angela Schneider lachend den Namen dieses Waldstücks. Schon im letzten Jahr hatte sich Schneider erfolgreich mit dem Kinder-Eltern-Projekt engagiert, das sehr gut besucht war. Eine Waldaktion machte viel Spaß, daraus erwuchs der Gedanke, auch in diesem Jahr eine Freizeitmöglichkeit im Wald anzubieten. "Ziel ist es, jedes Jahr vier bis fünf Aktionen zu machen", erklärt Angela Schneider, die vor kurzem ein Frühlingsfeuer im Ort organisierte. Ihre Motivation: "Kinder unterschiedlichen Alters sollen etwas gemeinsam unternehmen." Da die Kinder von Filzen-Hamm in verschiedene Kindergärten und Schulen gingen, sei ihr das Gemeinschaftsgefühl sehr wichtig. Das betreffe auch die Neubürger, die das Angebot in der 450-Seelengemeinde gerne annähmen und sich überhaupt im Ort engagierten. In der Tat rollt an diesem Freitagnachmittag der Traktor samt Hänger, beladen mit Kindern, Müttern und Vätern, Schaufeln und Getränken gemütlich hinunter zu dem Waldstück. Ein Hang, dem ein unbenannter Bach entspringt und dessen verlaubter Lauf nun mit den Kindern freigelegt werden soll - eine Aktion, die Spaß macht und eigentlich zweckfrei ist. Recht skeptisch schauen die jungen Kinder drein, die mit Matschhosen und Gummistiefeln bewaffnet mühsam durch den dichten Morast waten und den kaum erkennbaren Bachlauf mit Schaufeln von Matsch befreien. Da passiert es schon mal, dass einem Mitstreiter der Dreck an die Backe fliegt. Zur Stimmungsaufhellung helfen zunächst auch die eigens ausgegebenen Kappen als "Försterhilfsarbeiter" kaum. Dann endlich: "Der Bach fließt!", ruft ein Mädchen glücklich nach einer Weile des Ackerns. Noch ist es ein dürftiges Rinnsal. Doch der Eifer steigt bei den Matschwerfern. Gleichzeitig steigt auch die Matschmenge, die die Stiefel der Kinder fest im Griff hält und zu unfreiwilligem Plumpsen in den Dreck führt. "Das ist hier eher ein Gleichgewichtstraining", beruhigt ein Vater. Eltern wischen vermatschte Gesichter, schaufeln mit - und sind zufrieden. "Eine gute Aktion, die dem Zusammenhalt im Ort dient und für die Eltern sich Zeit nehmen", lobt Traktorfahrer Gerhard Hagen. Und die Neubürgerin Nicole Baltes resümiert in Anbetracht ihrer vierjährigen Tochter: "Endlich mal ein Bad heute Abend, das sich lohnt!"

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