Kindersegen statt leerer Spielplätze

LORSCHEID. Entgegen dem Trend der Zeit: In der Feldstraße und der Steinkaul in Lorscheid leben 34 Kinder unter zwölf Jahren. Eigeninitiative und Nachbarschaftshilfe haben in der 650-Seelen-Gemeinde im Osburger Hochwald einen hohen Stellenwert.

 Damit Joshua & Co mit Bobby-Car und Fahrrad sicher in ihrer Straße spielen können, bremsen leuchtende, selbst gestaltete Schilder die Raser in der kinderreichen Straße in Lorscheid.Foto: Katja Krämer

Damit Joshua & Co mit Bobby-Car und Fahrrad sicher in ihrer Straße spielen können, bremsen leuchtende, selbst gestaltete Schilder die Raser in der kinderreichen Straße in Lorscheid.Foto: Katja Krämer

"Als Familie leben wir prima in Lorscheid", sagt Marion Heib. Sie erwartet ihr viertes Kind. Tochter Jana (neun) und Sohn Jonas (sechs) fahren jeden Morgen mit dem Bus zur Grundschule in Farschweiler. "Noch-Nesthäkchen" Clara (drei) besucht den Drei-Gruppen Kindergarten im Ort. Bevor die junge Frau die Jüngste im Kindergarten abholt, klingelt sie Susanne Reidenbach-Rausch und den elf Monate alten David aus dem Haus. Dort wartet auch schon Natalie Welter. Gemeinsam machen sich die Frauen auf in Richtung Kindergarten, nutzen die Zeit, um sich auszutauschen und den Nachmittag zu organisieren. "Wir helfen uns gegenseitig bei der Kinderbetreuung", sagt Susanne Reidenbach. Für Sohn Joshua (drei) ist der Nachhauseweg ein Erlebnis. Mit seinen kleinen Freunden erklimmt er jede Mauer, um das Balancieren zu üben. "Essen wir heute bei Oma, bei der Uroma oder daheim?", will Robin (sechs) von seiner Mutter wissen. "Nicht nur, wenn es um den Mittagstisch geht, auch wenn es mal brennt, spielen Großeltern bei vielen ,einheimischen' Familien eine große Rolle", sagt Natalie Welter. In Lorscheid kocht niemand nur sein eigenes Süppchen. Das Miteinander wird sichtlich groß geschrieben. Auch dann, wenn es darum geht, unverantwortliche Raser zu bremsen. Sauer waren die Eltern aus der Feldstraße, als der Antrag auf Tempo 30 aus Kostengründen abgelehnt wurde. Die Folge: Um den Kindern mehr Sicherheit auf der Straße, die in Lorscheid mehr ist als nur Fahrbahn, zu gewährleisten, griffen die Eltern zu Säge, Pinsel und Farbe. Schilder, auf denen eine Figur auf einem Bobby-Car sitzt, stehen tagsüber auf der Straße und bewirken, dass die Autofahrer den Fuß vom Gaspedal nehmen. Und: In manchem Vorgarten stehen fest eingemauerte Schilder, auf denen spielende Kinder aufgemalt sind. Ohne Mama im Rücken spielen die Kinder draußen. "Die Großen passen auf die Kleinen auf", sagt Susanne Reidenbach-Rausch."Ohne Auto ist man in Lorscheid verloren"

Dass immer mehr Familien aus anderen Orten Häuser in Lorscheid bauen oder zu erschwinglichen Preisen kaufen, und die "Babys hier nur so auf die Welt purzeln", sei, so die junge Mutter, ein Indiz dafür, dass es Familien hier gut gehe. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Die Infrastruktur lässt sehr zu wünschen übrig. Kein Tante-Emma-Laden, kein Bäcker. Nur rollende Märkte machen zu bestimmten Zeiten Halt in dem malerisch gelegenen Dorf. "Ohne Auto ist man in Lorscheid verloren", sind sich die Mütter einig. Auch die Busverbindung lasse sehr zu wünschen übrig. Doch das nehmen die meist motorisierten jungen Familien gerne in Kauf. "Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme und zehn Bobby-Cars parken in unserer Straße nebeneinander, dann geht mir das Herz auf", sagt Peter Rausch, Vater von Joshua und David. TV -Maskottchen Lucky gibt Lorscheid vier Tatzen. Morgen: Wenn die Verbandsgemeindeverwaltung 2005 ins neue Haus nach Waldrach umzieht, hinterlässt sie an der Rheinstraße in Ruwer eine attraktive Immobilie mit Geschichte.

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