Klaffende Wunde in grüner Haut

SAARBURG. Das Wahrzeichen der Stadt ist die Burg. Weithin sichtbar, erhebt sie sich hoch über den Dächern von Saarburg. Ebenfalls weithin sichtbar ist seit einiger Zeit eine klaffende Lücke im Wald, der den Burgberg bedeckt - ein Ärgernis für manchen Bürger.

 Es wird Jahrzehnte dauern, bis von der kahlen Fläche am Saarburger Burgberg nichts mehr zu sehen ist. Das Gelände war einstmals mit zahlreichen Bäumen bewachsen, die vom Eigentümer zwecks Sicherung einer Werkshalle auf seinem Firmengelände abgeholzt wurden.Foto: Hermann Pütz

Es wird Jahrzehnte dauern, bis von der kahlen Fläche am Saarburger Burgberg nichts mehr zu sehen ist. Das Gelände war einstmals mit zahlreichen Bäumen bewachsen, die vom Eigentümer zwecks Sicherung einer Werkshalle auf seinem Firmengelände abgeholzt wurden.Foto: Hermann Pütz

Das Geräusch hochtouriger Motoren erfüllte die Luft. Ab und zu war das Knacken brechenden Holzes zu hören, das im Rascheln des Blätterwerks eines umgestürzten Baumes endete. Ein Blick nach draußen bestätigte Hans-Günter Henscheid, dass in einem Hang des Burgbergs nahe seinem Haus Fällarbeiten im Gange waren. Auch an den folgenden Tagen im August verstummte das Knattern der Kettensägen nicht. Die Lücke zwischen den Bäumen wurde immer größer. "Als engagierter Naturschützer konnte ich das nicht zulassen", berichtet Henscheid. Nachdem er Stadtbürgermeister Jürgen Dixius auf den Kahlschlag hingewiesen habe, seien kurze Zeit später die Fällarbeiten am Burgberg eingestellt worden. Seither klafft eine etwa fußballfeldgroße, braune Wunde in der im Sommer ansonsten grünen "Haut" des Burgbergs. Initiator der Fällaktion war Werner Moersch, der in der Nähe der Seilbahn am Fuß des Burgbergs eine Firma für Elektro- und Kältebau betreibt. Im vergangenen Jahr plante er den Bau einer Werkshalle.Alte Bäume gefährdeten Werkshalle

"Das Problem waren die hohen, zum Teil sehr alten Bäume auf dem seinerzeit noch der Stadt gehörenden Gelände, das an mein Grundstück grenzt", berichtet Moersch. Eine Gefahr habe darin bestanden, dass ein beispielsweise durch Windeinwirkung umstürzender Baum die Halle hätte beschädigen können. "In diesem Fall hätte die Stadt als Grundstückseigentümer für den Schaden aufkommen müssen", erklärt Moersch. Im Zuge des Baugenehmigungsverfahrens habe die Stadt ihm angeboten, das bewaldete Gelände zu erwerben. Mehr noch: "Die Genehmigung zum Bau der Halle wurde mir nur im Zusammenhang mit dem Kauf des Grundstücks erteilt." Das Abholzen der Fläche zwecks Sicherung des geplanten Gebäudes sei mit der Stadt abgestimmt worden, so Moersch. Anfang 2004 habe man mit dem Bau der Werkshalle begonnen, und im August seien die Fällarbeiten vom Bürgerservice ausgeführt worden. Ein Dorn im Auge ist Hans-Günter Henscheid die Erweiterung des Firmengeländes "auf Kosten der Umwelt", wie er Bürgermeister Dixius in einem Beschwerdebrief mitteilte. "Zudem ist bei einer Abholzung in diesem Umfang sicherlich eine Genehmigung einzuholen", vermutet Henscheid. Johannes Heckel, zuständig für Landespflege bei der Kreisverwaltung, winkt ab. Zwar sei ein "gravierender Eingriff ins Landschaftsbild" genehmigungspflichtig, "in diesem speziellen Fall sieht der Eingriffskatalog im Landespflegegesetz aber nichts dergleichen vor", so Heckel. Zuständig für den Burgberg als innerstädtische Fläche sei die Stadt Saarburg, und die habe zumindest aus rechtlicher Sicht richtig gehandelt. Auch Stadtbürgermeister Jürgen Dixius sieht in der klaffenden Lücke inmitten der bewaldeten Fläche eine erhebliche Beeinträchtigung des Stadtbildes. Er bestätigt, dass das Gelände im vergangenen Jahr veräußert worden sei. Auch habe es eine Absprache mit Moersch über das Entfernen "mehrerer Bäume" zum Schutz der Werkshalle gegeben. "Manche waren aufgrund ihres Alters nicht mehr verkehrssicher und hätten durchaus eine Gefahr für das Gebäude dargestellt", so Dixius. Weshalb das Ganze letztlich die für jeden ersichtlichen Ausmaße angenommen habe, sei ihm nicht bekannt. Allerdings gebe es keine rechtliche Grundlage, gegen die Aktion vorzugehen. "Nach dem Einstellen der Fällarbeiten haben wir darauf gedrängt, dass Herr Moersch die Fläche wieder aufforstet."Aufforstung nur eine Frage des Wetters

Es wird noch eine Weile dauern, bis die Wunde im Burgberg verheilt ist. Was innerhalb kurzer Zeit den Kettensägen zum Opfer fiel, braucht Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte, um wieder zu werden. Werner Moersch hat inzwischen zugesagt, die Einöde am Burgberg wieder aufforsten zu lassen. Er betont: "Es ist nur noch eine Frage des Wetters."

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