Kleine Welt ganz groß

KONZ. Unendliche Geduld, ruhige Hände und viel Idealismus brauchen die Helfer, die derzeit mehr als 5500 Spielzeug-Exponate im Roscheider Hof aufstellen. Gebrauchsspielzeug aus aller Welt, teilweise nur wenige Zentimeter klein, wird derzeit in Regalen und Schränken platziert.

Wer jemals ein Kinderzimmer aufgeräumt und Spielzeug sortiert hat, weiß, welche Sisyphusarbeit darin steckt. "Das ist nichts gegen hier das", lacht Ulrike Trilsbach, Mutter von zwei Töchtern, mit Blick auf tausende von Spielzeugfiguren, die Stück für Stück aus 70 großen Umzugskartons in Vitrinen wandern. Seit einigen Wochen stecken sie und ihr Vater, Museumsleiter Ulrich Haas, Geschäftsführer Hermann Kramp und der Volkskundler Markus Zimmer-Berberich bis über alle Ohren in Vorbereitungen für die Spielzeugausstellung, die weit und breit einmalig ist. Ihre Besonderheit: Es sind kleine, billige und einfach herzustellende Gebrauchs-Stücke im Pfennigbereich, die von lokalen Traditionen geprägt sind und den Wert in ihrer Gesamtheit ausmachen. Als "faszinierend" bezeichnet Kramp die Ausstellung mit "hundsgewöhnlichen" Spielsachen, die mit Wertstoffen vor der Haustür hergestellt wurden. Gesammelt hatte das Spielzeug Barbara Schu, eine aus Saarbrücken stammende Pädagogin und Volkskundlerin. Ihre beruflichen Interessen führten sie rund um den Globus und bescheren der Ausstellung auch peruanisches oder indisches Spielzeug. Ihre in Jahrzehnten zusammengetragene Sammlung schenkte Schu im Jahr 1988 dem Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum - mit der Auflage, dass die Exponate vollständig ausgestellt werden. Nach Streitigkeiten zwischen der Schwester der inzwischen gestorbenen Barbara Schu und dem Rautenstrauch-Museum erhielt das Freilicht- und Volkskundemuseum die Ausstellung als vorläufige Dauerleihgabe bis 2014, erläutert Haas. Damit die Ausstellung überhaupt Platz in den Gebäuden fand, musste ein bis dato ungenutztes Magazin hergerichtet werden. Was ursprünglich ein "Dreckloch" (Haas) war, ist nun eine eigens für die Ausstellung konzipierte Erweiterung der Museums-Fläche, ein neues Projekt, das hauptsächlich mit Hilfe finanzieller Unterstützung der Sparkasse Trier und der Stadt Konz gestemmt werden konnte. Insgesamt 100 000 Euro kostete die Sanierung des Gebäudeteils. Aus Original-Schränken von Schu und weiteren Regalen werden ab 16. Juli Tierchen, Männchen und Mini-Püppchen lugen. Eine Extrawand enthält Blechspielzeug und Puppen aus aller Welt. Es sei viel Arbeit, die Ausstellung aufzubauen, gibt Ulrike Trilsbach zu. Allerdings mache es auch großen Spaß: Wenn die 43-Jährige beim Aufstellen der Spielsachen ins Spielen und Ausprobieren gerät, schmunzelt sie. Damit ist allerdings bald endgültig Schluss, wenn rechtzeitig vor Ausstellungseröffnung die Regale und Schränke mit Glasfenstern fest verschlossen werden. Aus einem informativen Begleitbuch erfahren Besucher Wissenswertes. Spätere museumspädagogische Aktionen sind nicht ausgeschlossen. Die Dauerausstellung "Spielzeugwelten - Die Sammlung Barbara Schu" wird am Sonntag, 16. Juli, um 15 Uhr eröffnet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort