Kleinster Ort im Kreis will ganz groß feiern

SOMMERAU. Mit 72 Einwohnern ist Sommerau der kleinste Ort im Kreis Trier-Saarburg. Das 700-jährige Bestehen wollen die Bewohner ab 22. Juni ganz groß feiern.

 Auf der Karte aus dem Jahre 1566 ist Sommerau mit seinen zwei Burgtürmen schon eingezeichnet.Foto: Dietmar Scherf

Auf der Karte aus dem Jahre 1566 ist Sommerau mit seinen zwei Burgtürmen schon eingezeichnet.Foto: Dietmar Scherf

Wahrzeichen des idyllischen kleinen Ortes ist die Burgruine aus dem 13. Jahrhundert. Sie ist auf einem Felssporn erbaut, der an drei Seiten von der Ruwer umflossen wird. Diese etwa 45 Meter lange Felszunge ist an der schmalsten Stelle durchbrochen worden, um das Gefälle der Ruwer zum Antreiben einer Mühle zu nutzen (Sommerauer Wasserfall). Die Mühle ist noch in Betrieb. Die Burganlage misst etwa 40 mal zehn Meter.Radweg soll Tourismus fördern

Bürgermeister Bernhard Busch: "Sommerau liegt zwar versteckt, zeigt aber eine gute Mischung zwischen Kultur- und Naturlandschaft." So sei das schöne Zusammenspiel zwischen Bach, Weinbergen und der Ruine bemerkenswert. Mit dem Radweg auf der Bahntrasse soll der kleine Ort eine weitere Aufwertung erhalten. "Der Radweg kommt", sagt Busch, "wir haben uns über den Preis für die Trasse geeinigt." Beim Ausbau solle auch die Kreisstraße 64 - sie führt vom Romika-Gelände nach Sommerau, verlegt werden. Die dabei zu unterfahrenden beiden Bahnbrücken stellen ein Nadelöhr dar, das weder von Lastwagen noch von Bussen passiert werden kann. Ein lang gehegter Wunsch der Bevölkerung würde damit in Erfüllung gehen.Mit der Vergangenheit des Ortes, der "Denkmalzone Sommerau", hat sich der Vorsitzende des Kreisheimatvereins, Dittmar Lauer aus Kell, intensiv beschäftigt. Er ist begeistert, "was die hochinteressante Geschichte über das Dorf so alles hergibt". "Man könnte ein dickes Buch von 500 Seiten über den Ort schreiben", erzählt Lauer. Doch er will die Geschichte von Sommerau in einem rund 100 Seiten starken, repräsentativen Werk aufzeigen. Bei einer ersten Vorstellung, an der auch Ortsbürgermeister Walter Kiewel und die Ratsmitglieder Kurt Schlösser und Gerhard Maier teilnahmen, informierte Lauer über seine Forschung. Am 12. Juni 1303 übertrug der Trierer Bürger Johann Walram seinen Wohnturm in Sommerau dem Erzbischof Diether von Nassau und erhielt das Gemäuer als kurtrierisches Lehen zurück. Die dazu erforderliche Urkunde wird im Landeshauptarchiv in Koblenz aufbewahrt. Eine Generation später sind der Wohnturm zu einer befestigten und wehrhaften Burganlage ausgebaut, ein Weinberg angelegt und eine Mühle gebaut worden. Auf den Überfall auf die Burg Sommerau im Jahr 1574 geht Lauer besonders ausführlich ein. Aus den Akten: "...werden eine gutte Anzall gerüster Kriegksleuth sampt zweyhundert gewehrter Schützen in unser Ampt Pfaltzell geschickt, um das Schloß Summeraw feindlich zu überfallen..." Nach der Zerstörung der Burganlage durch die Franzosen im Jahr 1673 geriet sie in Vergessenheit und wurde erst 1824 an vier Trierer Geschäftsleute versteigert.Fotoausstellung über Alt-Sommerau

Nachdem Adolf Huesgen (Traben) 1902 und eine Familie Meyerhoff (Göttingen) die Burg rund 60 Jahre im Wechsel ihr Eigen nannten, ist sie seit 1962 einschließlich des Weinguts im Besitz der Familie Michael Willkomm in Bernkastel-Kues. In den Händen des Besitzers liegt auch die Schirmherrschaft über das Fest. Am Sonntag, 22. Juni, wird um 10.30 Uhr eine Fotoausstellung "Alt-Sommerau" im Bürgerhaus eröffnet. Das Wochenende 5./6. Juli steht im Zeichen der Enthüllung eines Gedenksteines mit Festakt auf der Burg, einem Trödelmarkt und mittelalterlichem Treiben mit "Forum Gaudi". Beim Festakt (Samstag, 19 Uhr) wird die historische Urkunden-Unterzeichnung nachgespielt.

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