König Johanns gewaltige Treppe

SERRIG. Neue Wege in der Weinwirtschaft: Als erste Lage an der Saar wird der Serriger "König-Johann-Berg" quer terrassiert: Statt im Steilhang wachsen die Reben dort künftig auf schmalen Ebenen, die den Einsatz eines Schmalspurschleppers zulassen. Dadurch soll der Arbeitsaufwand verringert und die Qualität des Weins maximiert werden.

Ungetrübt scheint die Sonne an diesem heißen Septembernachmittag auf den "König-Johann-Berg". Die Wärme, die der Südlagen-Steilhang im Serriger Tal links der Saar abstrahlt, ist deutlich zu spüren. Eine Spitzenlage, trotz des engen Nebentals. "Die Zeiten, in denen man hier mit Frost im Mai rechnen musste, sind vorbei", sagt Heinz-Peter van Volxem, Ingenieur beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR). Statt 800 Arbeitsstunden nur noch 300

Trotzdem haben die 6,6 Hektar des König-Johann-Bergs in den vergangenen zehn Jahren brachgelegen. Die Bewirtschaftung der zwischen 40 und 60 Prozent ansteigenden Steillage war zu arbeitsaufwändig. 600 bis 800 "Handarbeitsstunden" fielen pro Hektar und Jahr an - ohne den Ernteaufwand. Im Frühling kaufte das Konzer Weingut "Ökonomierat Adolf Schmitt" den Weinberg - mit revolutionären Plänen: "Wir lassen die Lage quer terrassieren", erklärt Andrea Schmitt, die das Weingut von Vater Adolf - Weinbaupräsident des Mosel-Saar-Ruwer e.V. - übernommen hat. Dazu wird der Hang in 70 ebene, 2,30 Meter breite Terrassen umgeformt. Dazwischen entstehen kurze, steile Böschungsabschnitte. Wie eine überdimensionale Treppe sieht das im Querschnitt aus. Entlang der Ränder der Ebenen, die sich über den ganzen Hang ziehen, soll jeweils eine Reihe Rebstöcke gepflanzt werden. In der Mitte bleibt eine knapp 1,90 breite Fahrspur für die maschinelle Bearbeitung der Rebenreihen. Der Hang - der weiter als Steillage gilt - wird dann nicht mehr vertikal, sondern in der Horizontalen bearbeitet. Die Vorteile: Weil die Bearbeitung per Hand einfacher und die maschinelle Bewirtschaftung möglich wird, fallen pro Hektar nur noch 200 bis 300 Arbeitsstunden an. Die Reben sind besser belüftet und besonnt und bringen daher voraussichtlich eine bis zu fünf Oechsle-Grad höhere Qualität. Die Nachteile: Da die steilen Böschungsabschnitte nicht bewirtschaftet werden, finden auf dem rund 250 Meter hohen und 300 Meter breiten Hang nur noch 3000 statt 5000 Reben Platz. Aber: "Eine höhere Qualität ist uns wichtiger als die Menge", sagt Andrea Schmitt.170 000 Euro Landeszuschüsse

Weil durch die Querterrassierung aus einer Brache eine bewirtschaftete Fläche wird, übernimmt das DLR 90 Prozent der rund 192 000 Euro teuren Erdarbeiten. Auch die Bepflanzung - im Frühling 2007 sollen die Rieslingstöcke gesetzt werden - wird im Rahmen der Flurbereinigung gefördert. "Ohne diese hohen Subventionen bliebe die Lage eine Brache", erklärt van Volxem. Gerade für große, steile Brachen biete die Querterrassierung gute Möglichkeiten. "An der Obermosel gibt es bereits einige Querterrassen, auch von der Mittelmosel haben wir Anfragen, aber an der Saar ist es noch ruhig", erklärt der Ingenieur. Das hänge auch mit den kleinen Parzellierungen zusammen, die die Aufstiegsspuren von Terrasse zu Terrasse nicht zulassen würden. "Denkbar wäre, dass sich benachbarte Winzer zusammentun und ihre Lagen gemeinsam quer terrassieren lassen", blickt van Volxem in die Zukunft. "Da sehe ich eine richtige Lawine auf uns zukommen."

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